"Was man im allgemeinen 'Institution' nennt, meint jedes mehr oder weniger aufgezwungene, eingeübte Verhalten. Alles was in einer Gesellschaft als Zwangssystem funktioniert, und keine Aussage ist, kurz also: alles nicht-diskursive Soziale ist Institution."
Foucault, Michel 1978: Dispositive der Macht. Über Sexualität, Wissen und Wahrheit, Berlin, S. 125.
"Mit den historischen Avantgardebewegungen tritt das gesellschaftliche Teilsystem Kunst in das Stadium der Selbstkritik ein. Der Dadaismus, die radikalste Bewegung innerhalb der europäischen Avantgarde, übt nicht mehr Kritik an den ihm vorausgegangenen Kunstrichtungen, sondern an der Institution Kunst, wie sie sich in der bürgerlichen Gesellschat herausgebildet hat. Mit dem Begriff der Institution Kunst sollen hier sowohl der kunstproduzierende und distribuierende Apparat als auch die zu einer gegebenen Epoche herrschenden Vorstellungen über Kunst bezeichnet werden, die die Rezeption von Werken wesentlich bestimmen."
Bürger, Peter 1974: Theorie der Avantgarde, Frankfurt/Main, S. 28f.
Fraser (2005):
In Abgrenzung zur Defintion von Institutionskritik, die sich über den Gegenstand (die Kunstinstitionen oder, "im engeren Sinne, Organisationen, die Kunst präsentieren" definiert, S. 87), kann Institutionskritik bestimmt werden als: Methodologie einer kritisch-reflexiven Ortsspezifizität
(Texte zur Kunst, September 2005, 15. Jhg., Heft 59, S. 86-89.)
Benjamin Buchloh, Allegorical Procedures: Appropriation and Montage in Contemporary Art, Artforum, September 1982.
Andra Fraser, In and Out of Place, in: Art in America, Juni 1985, S. 122-129.
Benjamin Buchloh, Conceptual Art 1962-1969: From the Aesthetics of Administration to the Critique of Institutions, in: October 55, 1990, 105-143.
Isabel Graw, Jenseits der Institutionskritik. Ein Vortrag im Los Angeles County Museum of Art, in: Texte zur Kunst, Sept. 2005, 15. Jhg., Heft 59, S. 40-53.
Andrea Frasers, From the Critique of Institutions to an Institution of Critique, Artforum, September 2005, No. 1, S. 278-283.
bisherige Keywords:
Ware
Gebrauchswert (nützlich, für das Leben angenehm, Befürfnisbefriedigung, d.h. ohne Gebrauchswert kein Wert)
Tauschwert (Proportion, mit der Gebrauchswerte der einen Art gegen Gebrauchswerte der anderen Art ausgetauscht werden können)
Warenfetisch
Konsum
Warenzirkulation mit dem Ziel der Vergrößerung der ursprünglichen Geldsumme in Kapital
Primat des Finanzkapitals
Aus-/Verwertung (Thema Copyright und Copyleft)
Unterschiede zwischen Urheberrecht und Copyright
Rentabilität
Effizienz
Kapitalvermehrung (Profit) durch Aneignung der menschlichen Arbeitskraft
Fordismus
Postfordismus
Industrieller Kapitalismus
Kultureller Kapitalismus (J. Rifkin)
Ausnahmefetischisierung von Kunst und Kultur
...to be continued
Niklas Luhmanns Nomenklatur einer funktional ausdifferenzierten Gesellschaft mit autopoietischen Systemen und dem Prinzip der operativen Schließung durch die vorgängige Leitdifferenz in Form einer binären Codierung >>
"Arbeitsvoraussetzung ist, in Systemen zu denken, Systeme herzustellen, in bestehende Systeme einzugreifen und sie sichtbar zu machen."
"Ein solcher Ansatz befasst sich mit der Wirkstruktur von Organisationen, in denen es zu einer Umsetzung von Information, Energie und/oder Materie kommt. Die Systeme können physikalische, biologische oder soziale sein, sie können vom Menschen geschaffen, natürlich vorhanden oder eine Kombination der genannten sein. In allen Fällen handelt es sich um verifizierbare Prozesse."
(Hans Haacke, 1969)
Vorgestellte Arbeiten:
Shapolsky et al. Manhattan Real-Estate Holdings, a Real-Time Social System, as of May 1, 1971, 1971
Manet-PROJEKT '74, 1974
Der Pralinenmeister, 1981
Helmsboro Country, 1990
GERMANIA, 1993
DER BEVÖLKERUNG, ab 1999 >>
Diverse LINKS:
Hans Haacke (Wikipedia) >>
Hans Haacke, wirklich, Werke 1959-2006, Akademie der Künste, 18.11.2006-14.1.2007
>>
Installationsansichten, Akademie der Künste >>
Der Bevölkerung, 2000 >>
Der Bevölkerung gewidmetes Kunstwerk darf nicht auf private Homepage, 2006 >>
Der Kunstbetrieb als Problemzone, Hajo Schiff und Markus Woeller, taz, 21.11.2006
>>
28.11.2008
Foucaults Disziplinargesellschaften ( >> )
und Deleuzes Kontrollgesellschaften ( dt. und eng. )
Referent: Sebastian Nicolle
Sebastian Nicolle, 2008:
Vom disziplinierten Individuum und dem zusammengesetzten Fabrikkoerper zum kontrollierten Dividuum, in Rivalitaet in Gegensatz gesetzt.
Fragen aus dem Referat:
- Wer/was ökonomisiert Kunst? (Künstler, Konsument, Institution?)
- Ist "der Künstler" ein Produkt der Disziplinargesellschaft? (Foucault: Individuum als Konstrukt der DG)
- Ist die "Krise der Institutionen" eine Konstante? (Deleuze)
- Was ist der Maulwurf (DG), was die Schlange(KG)?
- Wenn der Mensch in der Kontrollgesellschaft dividuell geworden ist, was bedeutet das für die Kunst bzw. den Künstler?
- Welche neue Individualität wird dem Künstler in der Disziplinargesellschaft beigemessen? Was waren/sind die Folgen?
Isabell Lorey
Das Kleine Postfordistische Drama; Selbstprekarisierung von Kulturproduzentinnen
Raum 34 c, UdK Berlin, Hardenbergstr. 33
kpD: Brigitta Kuster, Filmemacherin und Künstlerin; Isabell Lorey, Politologin; Marion von Osten, Künstlerin und Kuratorin; Katja Reichard, Künstlerin
fragen:
1. WIE SIEHT DEIN ARBEITSLEBEN AUS?
2. WAS GEFAELLT DIR DARAN UND WAS SOLLTE SICH AENDERN?
3. WANN UND WARUM WIRD DIR ALLES ZUVIEL, UND WAS MACHST DU DANN?
4. WAS STELLST DU DIR UNTER EINEM 'GUTEN LEBEN' VOR?
5. SOLLTEN KULTURPRODUZENTINNEN SICH AUF GRUND IHRER GESELLSCHAFTLICHEN VORZEIGEROLLE MIT ANDEREN SOZIALEN BEWEGUNGEN ZUSAMMENTUN, UM AN NEUEN FORMEN DER ORGANISIERUNG ZU ARBEITEN?
Abschlussbericht der Kultur-Enquete-Kommission, 2007 >>
- Die Umsaetze und Gewinne in der Branche entwickeln sich positiv: Als Kunstmarkt wird die Gesamtheit aller Galerien, Sammlerboersen und Auktionen bezeichnet, bei denen Kunstwerke gehandelt werden. Auf dem globalen Kunstmarkt werden jaehrlich etwa 20 Milliarden Euro umgesetzt. Nur wenige Kuenstlerinnen und Kuenstler haben daran auch teil.
- Der Kunstmarkt ist auf Malerei konzentriert, Schwierigkeiten fuer interdisziplinaere oder gattungsuebergreifende Projekte, Einkommensverluste in der darstellenden Kunst von bis zu 40%.
- Jahresdurchschnittseinkommen der Kuenstler und Kulturschaffenden: 11.000,- eur
- Trotz der geringen Verdienstaussichten nimmt die Zahl der selbstaendigen Kuenstler seit Jahren zu.
- Die Gesamtzahl der Erwerbstaetigen mit Kulturberufen (Musiker, Saenger, Schauspieler, bildende Kuenstler, Film-/TV-/Rundfunkkuenstler, Designer, Architekten usw) betrug im Jahr 2004 laut Gutachten "Existenzsicherung" rund 797 000 Personen, sie hat sich seit dem Vergleichsjahr 1995 mit 596 000 Personen um rund 200 000 Personen erhoeht, also um 33 Prozent bzw. um 3,6 Prozent jaehrlich.
- Der Finanzbedarf der Kuenstlersozialkasse hat sich in den letzten Jahren massiv erhoeht.
- In der Kuenstlersozialversicherung waren zum 31. Januar 2007 152 851 Kuenstler und Publizisten (ohne Architekten und Designer) registriert. 2004 waren es 133 970 Kuenstler.
- 100 bis 200 Bewerber auf eine freie Orchesterstelle
- Das geschaetzte Jahreseinkommen aller Kuenstler und Publizisten belief sich im Jahr 2004 auf 1,48 Mrd. Euro. Im Durchschnitt erreichte jeder Kuenstler/Publizist danach ein Jahreseinkommen von rund 11.100 Euro.
- In der Gliederung nach den vier Kunstsparten Wort, bildende Kunst, Musik und darstellende Kunst ergaben sich fuer das Jahr 2004 folgende Einkommensgruppen: Die rund 33 000 Publizisten erzielten zusammen ein Jahreseinkommen von 456 Mio. Euro und erreichten ein Jahresdurchschnittseinkommen von 13 600 oder monatlich 1 140 Euro. Die Gruppe der rund 49 800 bildenden Kuenstler, der rund 35 600 Musiker und der rund 15 300 darstellenden Kuenstler erreichten 525 Mio., 344 Mio. und 161 Mio. Euro Gesamteinkommen mit Jahresdurchschnittswerten von ca. 9 500 bis 10 500 Euro oder Monatseinkommen von 800 bis knapp 900 Euro.
Quelle: Abschlussbericht der Kultur-Enquete-Kommission, 2007.
Richard Kriesche
Kunsthaus Graz, Capital + Code , 15.11.2008-22.2.2009 >>
Art, Price and Value, Contemporary Art and the Market
Palazzo Strozzi, Florenz, bis 11.1.2009 >>
Christian Jankowski
Kunstmarkt TV, 2008 @ Art 39 Basel >>
Christian Jankowski, Kunstmarkt TV - Art Market TV
Live-Performance mit John Dalke und Khadra Sufi, Art Cologne, Open Space, Koeln, 2008
Organisiert von der Galerie Meyer Kainer, Wien
W.A.G.E. works to draw attention to economic inequalities that exist in the arts, and to resolve them.
W.A.G.E. has been formed because we, as visual + performance artists and independent curators, provide a work force.
W.A.G.E. recognizes the organized irresponsibility of the art market and its supporting institutions, and demands an end of the refusal to pay fees for the work we're asked to provide: preparation, installation, presentation, consultation, exhibition and reproduction.
W.A.G.E. refutes the positioning of the artist as a speculator and calls for the remuneration of cultural value in capital value.
W.A.G.E. believes that the promise of exposure is a liability in a system that denies the value of our labor.
As an unpaid labor force within a robust art market from which others profit greatly, W.A.G.E. recognizes an inherent exploitation and demands compensation.
W.A.G.E. calls for an address of the economic inequalities that are prevalent, and pro-actively preventing the art worker's ability to survive within the greater economy.
We demand payment for making the world more interesting.
27.10.2008: W.A.G.E. @ Democracy in America als .pdf >>
Auszuege:
A.K. Burns:
WE ARE NOT FIGHTING TO BE RICH, WE ARE FIGHTING TO SURVIVE.
...
we can all just sit and bitch about it, but I say, I can't SURVIVE any longer, YOU can’t survive any longer, by being complaisant. We are here today to begin to gathermomentum, to gather you, to create collective agency, to provide us with what we NEED and DESERVE.
K8 Hardy:
I am not a venture capitalist. I am an artist.
...
LET ME TELL YOU ABOUT THE GLAMOR OF BEING AN ARTIST IN THIS CITY. the glamour of not being able to eat well. the glamour of not being
able to go to the museums. the glamour of not even being able to make the work you want to make because you can't afford it. the glamour of
not being able to go to the dr. the glamour of not being able to get your teeth cleaned. the glamour of moving every year or two further
and further away from the city. the glamour of not having a home. the glamour of being made to feel idiotic when you ask to be paid. the
glamour of not being able to get a well paid part time job. the glamour of needing surgery you can't afford. the glamour of having a landlord who won't turn on the heat in the winter. the glamour of sleeping in your coat and hat. the glamour of spending your last dollar every month.
...
I FEEL LIKE A PROSTITUE WORKING IN THIS CITY, I REALLY DO. and a clown.
A.L. Steiner:
WE ARE, THEREFORE, FORCED TO BECOME MARKET SPECULATORS RATHER THAN CULTURAL WORKERS.
...
And agree, under duress, that all the corporate, private and public MONEY will be ALLOCATED to the museum, it's endowment, staff and special events, AND NONE TO ARTIST FEES.
...
The money within the art world and it's market system is being distributed UNETHICALLY,
INCORRECTLY, UNEVENLY AND UNFAIRLY, like the rest of our economy, and it MUST END NOW.
...
AND the art market is currently A SYSTEM OF ORGANIZED IRRESPONSIBILITY.
...
Museum directors, curators, advisors and board members: you must rectify this situation and return to an accountable, fair and structured economic playing field with the artists you work with. YOU MUST ALLOCATE ARTIST FEES - FOR ALL ARTISTS WITH WHOM YOU WORK - IN YOUR ANNUAL INSTITUTIONAL BUDGETS.
Artists- you must be brave advocates for our trade and opt out of the illegal, unethical SCHEME being forced upon us.
Michael Hardt, Antonio Negri, Multitude. Krieg und Demokratie im Empire, Frankfurt am Main, 2004 (engl. 2004).
Michael Hardt, Antonio Negri, Empire. Die neue Weltordnung, Frankfurt am Main, 2003 (engl. 2000).
als .pdf-Download engl. >>
Arte E Multitudo, conversation with Toni Negri, 2005, Andrea Morucchio.
Mars Pavilion 2005, Biennale Venedig, 8.6.-12.6.2005.
Curated by Andrea Morucchio, Interno3, Marco Baravalle: art and politic multimedia laboratory >>
Michael Hardt @ European Graduate School 2005, egsvideo >>
Robert Breton, The Prisoner, 1956.
12.02.2009
Unser Seminar zu Gast bei Food For Thoughts, 19h, HA33, Raum 9
Widerstaendigkeiten heute. >>
Gaeste zu Tisch: Die Multitude, die Institutional Critique und die Kontrollgesellschaft.
13.2.2009
Cornelia Sollfrank
Referentin: Helena Petersen
Das Betriebssystem Kunst hacken, Interview mit Cornelia Sollrank, 2002
Teil 1 >>
Teil 2 >>
Ein Hack sei
- eine wirkungsvolle, schnell, aber unsauber implementierte Funktion,
- eine "genial-einfache und zugleich elegante Loesung", die eine komplexe Problematik kurz und knapp absorbiert (einem Witz vergleichbar),
- eine durch Experimentieren statt durch Analyse gefundene Lösung eines Problems.
Cramer, Florian 2001: Drei sich z.T. widersprechende Definitionen des "Hacks" >>
Maurizio Lazzarato: ...Formen der Produktion und der Sozialisation, wie sie für Kultur typisch sind, müssen in die Ökonomie
eingeführt werden, statt deren Autonomie einzufordern...
Europaeische Kulturtradition und neue Formen der Produktion und Zirkulation des Wissens, 1999 >>
(entn. aus: Hoffmann, Justin / von Osten, Marion 1999: Das Phantom sucht seinen Moerder. Ein Reader zur Kulturalisierung der Oekonomie, Berlin: b_books, S. 169-184.)