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Seminar Dr. Birte Kleine-Benne: Die Entwirklichung des Michael Joseph Jackson


in Zusammenarbeit mit Marcus Held (Universität Oldenburg)

Vorbesprechung: 12.11.2009, 19h, UdK Berlin, Hardenbergstr. 33, HA 336A
21.11., 22.11., 12.12., 13.12.2009, jeweils 12 bis 19h



Eindrücklich sind die Bilder, die mediale Präsenz und Inszenierung des Todes des sog. "King of Pop". Erstaunlich hingegen die Ernst-, ja beinahe Sorglosigkeit, mit der das Kulturphänomen Michael Jackson hinsichtlich seiner Aussagekraft zur Verfasstheit unserer Kultur (nicht) diskutiert wird. Wir wollen keine weiteren Mutmaßungen über das Leben und Sterben Michael Jacksons anstellen - uns sollen vielmehr diejenigen Prozesse interessieren, die sich auf die mediale (Selbst-)Inszenierung und die körperliche Entwirklichung Jacksons beziehen, an denen wir uns mit kulturellen Strukturen, Formen und Medien beteilig(t)en und die dem "Aufstieg und Fall" Jacksons Vorschub leisteten. Hierzu sollen uns Instrumente dienen, die Freud 1914 und in Weiterbearbeitung Lacan 1953 in Form des Erinnerns, Wiederholens und Durcharbeitens entwickelten und die Aufschluss geben, wie Prozesse der Subjektbildung und der Selbst-/Vergewisserung (in und durch Medien) vonstatten gehen.

Dabei gehen wir zunächst von einer doppelten Codierung, der des medialisierten und der des medikalisierten Körpers aus, wobei der Zusammenhang zwischen beiden von uns zu prüfen sein wird:
Zum einen der medialisierte Körper Jacksons, der nach vorangegangener Differenz im Wechselspiel ästhetischer De- und Rematerialisierung zur Entwirklichung seines leiblichen Körpers führte und ihn schließlich vollständig ersetzte - ein Prozess, der Jackson zu einer Imaginationsmatrize z.B. kriminalisierter (pädophiler) oder pathologisierter A-/Homo-/Sexualität führt(e): "Die schlimmste Sucht waren die Kinder!", "Der tote King of Pop drückte sich vor Beischlaf!", "schwul und unersättlich" (Bild).
Zum anderen der medikalisierte Körper, der die Transformation des Diskurses von, durch und über Michael Jackson wesentlich bestimmt(e) und letztlich auch hier ersetzt(e): "Er starb als Junkie", "Die Krankenakte: Schmerzmittel, mehr als 50 Schönheits-OPs, Drogenentzug" (Bild). Durch Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten beider Körpercodierungen wird es möglich sein zu zeigen, wie es mit Jacksons Tod zu dem finalen Akt des "symbolischen Tauschs" kam, ja nach Baudrillard kommen musste.

Ziel der Veranstaltung ist, uns anhand ausgewählten Bild-, Bewegtbild- und Textmaterials (Songs, Video-Clips, Selbstbildnisse, mediale Repräsentionen, Inszenierungen, zeitgeschichtliche Dokumente) der Kulturkonstruktion MJ und letztlich dem von und durch uns geleisteten symbolischen Tausch zu nähern. Im Rückgriff auf kultur- und medienwissenschaftliche, soziologische und gesellschafts theoretische Grundlagentexte u.a. von Foucault, Virilio, Flusser, Butler, Nancy und Manovich wollen wir Aspekte wie Sex und Gender, Körper und "Gewicht", Macht und Disziplinierung, Sexualität und Wahrheit, Pathologisierung und Kriminalisierung, Simulation und Medialisierung, Mythologisierung und Vergötterung diskutieren. MJ zeigt sich hierin als eine eindrucksvolle Schnittmenge der theoretischen Debatten des 20. Jahrhunderts in dessen ganzer Spannbreite.

Formal ist diese Veranstaltung eine Initiative der Studierenden des FB 01, Bildende Kunst.

Fakultätsübergreifend!


Bildquelle: http://www.notcot.com/archives/2009/06/michael_jackson.php



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