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Abstract Kunst als Handlungsfeld, 2005.

In meiner Dissertation entwickele ich in einem theoretischen Bündnis mit der Systemtheorie, der Komplexitätstheorie und der Nichtlinearen Dynamik statt einer realistisch-ontologischen eine konstruktivistisch-epistemologische Konzeption des Kunst-Begriffs und forsche auf den Grundlagen der Möglichkeitsbedingungen eines konnektionistischen Prinzips sowie einer Deontologisierung und Operationalisierung zu dem Syndrom Kunst als Handlungsfeld. In Folge der selbstreferenten Vorgänge (in) der Kunst und einer beobachtbaren Technisierung der Ästhetik seit den neunziger Jahren treten in der zeitgenössischen Kunst künstlerische Praktiken auf, die - statt das Feld der Kunst auf auratisch aufgeladene ästhetische Objekte zu begrenzen - als operationale Katalysatoren oder ästhetische Resonanzräume auftreten, Zeit und Struktur als Material nutzen, wirksame Existenzdispositive erkunden und schaffen, dabei Kennzeichen von Komplexität und Dynamik tragen. Diese Phänomene höherer Komplexität bedienen sich Strategien der Unterwanderung, Perturbation, Irritation und Umfunktionierung und formulieren eine Ästhetik der Unschärfe, Ununterscheidbarkeit und Unbestimmbarkeit; ihre Physiognomie ist mit den Merkmalen Operativität, Prozessualität, Dynamik, Un(ab)geschlossenheit, Inter-/Aktivität und Experimentalität bestimmbar. Kunst stellt sich hierdurch als die Möglichkeit der Exploration und des Entwurfs neuer Wahrnehmungs- und Handlungsmuster sowie eine durch Affektion und Perzeption unterstützte Konstruktion von Konzepten vor, die aktuell in einer Ansammlung und Verkettung offener Handlungsfelder in Erscheinung treten und im Zeichen einer maschininschen Ästhetik stehen.

Aus den Beobachtungen empirischer Indizien - hierbei handelt es sich weniger um repräsentierende Visualisierungen als vielmehr um operative Eingriffe in die Protokolle der gesellschaftlichen Prozesse - und der Analyse deren Organisationsprinzipien extrahiere ich eine produktions-, rezeption-, intentions- und wirkungsästhetische Dimensionen umfassende Kunstdefinition, die auf der Grundlage einer deontologisierten Beobachtung eine Operation des Verschiebens vorträgt: eine systemischer, komplexer, raum-zeitlicher und operativer Betrachtung und Wahrnehmung von Kunst aufsetzende Überlegung, die eine konnektive Anordnung in der Raumzeit verteilter Dispositive voraussetzt und darauf ausgerichtet ist, Verfestigungen und Setzungen beweglich zu machen, bestehende Verhältnisse überraschend zu stören, Unvorhersagbares zu schaffen und Variationen zu formen. Diese Trans-/Formationsfunktion von Kunst, zu der ich an den drei aktuellen Kunstpraktiken WochenKlausur, AVL-Ville und etoy ausführe, korreliert mit dem bereits vorgetragenen Erschließungsdiskurs von Kunst (Krieger), nach dem die Funktion von Kunst in dem Durchbruch des von gewissen Regeln eingegrenzten kommunikativen Raums, dessen Kontexts und Situationsdefinition besteht.

Die prägnante Frage der Ars Electronica 2001 "Who's doing the art of tomorrow?" wird um diejenige nach den organisatorischen Prinzipien, beeinflussenden Faktoren und Operationen von Kunst erweitert: 'How will it be done?' wie auch 'What is doing the art of tomorrow?'.

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