[ home: http://www.bkb.eyes2k.net ]



Seminar Dr. Birte Kleine-Benne: Working Together. Kollektive Kunstproduktion

Vorbesprechung: 19.5.2009, 19h, UdK Berlin, Hardenbergstr. 33, HA 336A
6.6., 7.6., 27.6., 28.6.2009, jeweils ab 12h

Das Thema kann im Rahmen der Interflugs-Sommerakademie Ende Juli 2009 mit dem Besuch verschiedener Kunstproduktionsstätten in Berlin intensiviert werden.



"...der Geniekultur ist glücklicherweise am Abserbeln. Die Vorstellung vom Künstler, der ganz aus sich heraus arbeitet, ist ein Witz. Künstlerische Produkte sind oft Gruppenarbeiten...", behauptete 1999 Pipilotti Rist und fasste damit eine Tendenz zusammen, die sich in den 90er Jahren verstärkt zu haben scheint: Künstlerische Kräfte finden sich meist temporär zusammen und experimentieren mit Identitäten und Methoden im Plural. Dabei aktivieren sie "kollektive Intelligenzen" (Pierre Lévy; eine "pure Ideologie" kontert Hans Ulrich Reck 2003.), kreieren nicht selten neue Spielregeln und setzen in Form einer "generalisierten Ästhetik einmal weniger Fetische als vielmehr Energien für Handlungen" frei (Michel Onfray).

Historische Beispiele wie das Schreib- oder Musikmilieu des Mittelalters (Neurobiologen "entdeckten" bei aktuellen Gehirnuntersuchungen von Gitarrenduos synchrone Hirnströme.), Ateliers der Renaissance, Malschulen oder Künstlerkolonien belegen dabei, dass Kooperativproduktionen in der Kunst, die sich als Netzwerk formieren, in firmenähnlichen Kreativbüros organisieren oder Gruppenbezeichnungen strategisch einsetzen, keine neue Erfindung sind, sondern in kunsthistorischer Tradition stehen: "Überall winken sich Künstler zu: ein Blick, ein Händedruck genügt, um sich zu verstehen", romantisierte Franz Marc 1912 angesichts der Künstlerzusammenschlüsse vor dem Ersten Weltkrieg. Die Konstruktivistische Internationale manifestierte wenige Jahre später: "Zur Durchführung der Aufgaben des heutigen Lebens reicht die Initiative des Einzelnen nicht mehr aus. Kollektive Zusammenarbeit ist praktisch notwendig." Viel eher stellt sich die Frage, ob der singuläre Autor mit dem ihm zugesicherten Urheberrecht nicht eine nur zwischenzeitliche Episode in Form der modernen (Buchdruck-)Gesellschaft darstellt.

Ziel der Veranstaltung ist, uns anhand historischer und aktueller Fallbeispiele aller Künste sowie ausgewählter theoretischer Positionen der kollektiven Autorschaft und multiplen Bedeutungsproduktion zu nähern. Uns interessieren die juristischen Folgen für multiple Verfasserschaften, denn heutzutage kann noch immer nur dann Rechtsschutz beansprucht werden, wenn eine Kunstproduktion auf ein im Mindesten identifizierbares Individuum zurückgeführt werden kann. Bieten Public Domain, Copyleft oder Creative Commons zeitgemäße Lizensierungsformen für aktuelle Praktiken z.B. des kollektiven Schreibens, wie sie am wohl prominentesten Hypertext des Internets, der (GNU lizensierten) Wikipedia, sichtbar werden? YouTube und Flickr stehen dabei stellvertretend für Formen kollaborativer visueller Prozesse. Und uns interessieren die Modi, nach denen Kooperationen funktionieren/nicht funktionieren, selten jedoch geklärt oder verabredet sind:

Fakultätsübergreifend.

Formal ist diese Veranstaltung eine Initiative der Studierenden des FB 01, Bildende Kunst.



CLICK HERE FOR DESCRIPTION IN ENGLISH




Bildqelle: Flickr







Sitzungen

Literaturempfehlungen











email: b k b [at] e y e s 2 k . n e t

spam-protection: 1. without spaces 2. change [at] to @