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Tagung

Dispositiv-Erkundungen, jetzt.

Freitag, 28.6.2019, 14:30 bis 18:30 Uhr
Samstag, 29.6.2019, 09:30 bis 13:30 Uhr

Institut für Kunstgeschichte der LMU München, Zentnerstr. 31, Raum 007


Schlagworte
Dispositiv, Kunst, Kunstgeschichte, Ästhetisches Regime, Verwerfungen, Episteme, Macht, Wissen, Wahrheit, Disziplin, Dekonstruktion, Uneinigkeit, Backlash, Kulturkämpfe.



Thorsten Schneider: Anmerkungen zur prekären Produktion von Kritik



Thorsten Schneider studierte Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften sowie Philosophie an den Universitäten Heidelberg, Konstanz und Bochum. Seit 2019 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter des interdisziplinären Graduiertenkollegs Kulturen der Kritik der Leuphana Universität Lüneburg. Dort arbeitet er an einer Dissertation zum Thema "Ideologiekritik in der deutschsprachigen Kunstgeschichte um 68 und ihr Potenzial für eine aktuelle Kunstkritik". Er unterrichtete u. a. an der EVH Bochum und den Kunstakademien Düsseldorf und Münster sowie derzeit an der Münster School of Architecture. 2018 erhielt er das Kuratoren-Stipendium des Landes NRW in Schloss Ringenberg, 2019 das artmagazine-Stipendium für junge Kunstkritiker*innen. Seit 2011 realisiert er Ausstellungen und Kunstprojekte. Als freier Kritiker schreibt er in diversen Formaten und co-produziert die Radiosendung des Institut für Betrachtung in Köln.





Schlagworte des Vortrags:
Widerständigkeit, Produktionsbedingungen, Diskriminierung, Nähe/Distanz, kognitiver Kapitalismus, Unsicherheit



" ...heterogenes Ensemble, das Diskurse, Institutionen, architekturale Einrichtungen, reglementierende Entscheidungen, Gesetze, administrative Maßnahmen, wissenschaftliche Aussagen, philosophische, moralische oder philanthropische Lehrsätze kurz: Gesagtes ebenso wie Ungesagtes umfasst. Das Dispositiv selbst ist das Netz, das zwischen diesen Elementen geknüpft werden kann."
Michel Foucault, Dispositive der Macht. Über Sexualität, Wissen und Wahrheit, Frankfurt a.M. 1978, S. 120.

"Also ehe ich frage: wie steht eine Dichtung zu den Produktionsverhältnissen der Epoche? möchte ich fragen: wie steht sie in ihnen? Diese Frage zielt unmittelbar auf die Funktion, die das Werk innerhalb der schriftstellerischen Produktionsverhältnisse einer Zeit hat."
Walter Benjamin, Der Autor als Produzent. Aufsätze zur Literatur, Stuttgart 2012, S. 228f.

1. "Wie lässt sich jedoch eine Form von Kunstkritik entwickeln, die gesellschaftliche Diskriminierung ebenso reflektiert wie ihre eigenen diskriminatorischen Voraussetzungen?"
2. "Und wie kann Kunstkritik andere als ökonomische Kriterien stark machen und zugleich ein wesentlicher Faktor des Marktgeschehens sein?"
Isabell Graw/Sabeth Buchmann, Vorwort, Texte zur Kunst, Heft Nr. 113 / März 2019, Diskriminierung/Discrimination

"Ein solches Korrektiv könnte die Kunstkritik unserer Meinung nach in dem Moment sein, wo sie ihrerseits andere Werte als die gängigen Register des Marktes starkmacht, ohne dabei jedoch ihre eigene, mehr oder weniger ausgeprägte Zugehörigkeit zum Marktgeschehen auszublenden. Sie ist den Marktverhältnissen ja schon insofern assoziiert, als sie qua ihrer Bedeutungsproduktion zur Wertbildung beiträgt - wobei der Einfluss der Kunstkritik angesichts der wachsenden Definitionsmacht von Auktionen, Sammler*innen und Agent*innen nicht überschätzt werden sollte. Zugleich verfügen Kritiker*innen aber auch über die Möglichkeit, sich von Marktverhältnissen zu dissoziieren, indem sie auf Distanz zu ihnen gehen und alternative Kriterien formulieren. Dennoch setzt die oftmals von politisch gesinnter Kunstkritik zu vernehmende Inanspruchnahme einer solchen Distanz die Möglichkeit eines Standpunktes abseits der (auch von Brown beschriebenen) ökonomischen Realität voraus, die sich bekanntlich nicht auf den Kunstmarkt beschränkt. Diese Distanz der Kritik besitzt, wie Luc Boltanski zu Recht bemerkt, hat notwendigerweise fiktionalen Charakter. Kritik bedeutet aus dieser Sicht, auf einer rollenreflexiven und damit zur Revision fähigen Fiktion von Distanz zu bestehen, bei gleichzeitiger Anerkennung ihrer Teilhabe an kapitalistischen Marktverhältnissen."
Isabell Graw/Sabeth Buchmann, Vorwort, Texte zur Kunst, Heft Nr. 113 / März 2019, Diskriminierung/Discrimination

"[...] dass angesichts der heutigen Lebensformen, sowie in der zeitgenössischen Produktionsweise [...] unmittelbar einsichtig wird, dass weder das Paar öffentlich/privat noch das Paar kollektiv/individuell noch zu halten ist; sie haben ihre Wirksamkeit verloren, ihre Grenzen verfließen."
Paolo Virno, Grammatik der Multide. Öffentlichkeit, Intellekt und Arbeit als Lebensform, Wien 2005, S. 30f.

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