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Seminar
Prof. Dr. Birte Kleine-Benne:
Postfundamentalistisch gefragt: Was ist bzw. wie wird ...?



freitags, 11-12:30 Uhr
Beginn: 21.10.2022
Bauhaus-Universität Weimar, Fak. Kunst und Gestaltung
in Präsenz + online + hybrid
Marienstraße 14, Seminarraum 221
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Externes Passwort: 2022-23_Postfunda-Gefragt



"Was ist ein Autor?" fragte Michel Foucault 1969, 1978 dann "Was ist Kritik?". Wir wollen fortsetzen mit: Was ist bzw. besser wie wird ein Bild? Die Moderne? Die Post-, Alter-, Gegen- oder Post-Postmoderne? Das Post-Anthropozän? Das Betriebssystem Kunst? Der White Cube? Das ästhetische Regime? Der Kontext? Eine Form? Netzwerke? ...

Wir wollen diese Begriffe beim Werden beobachten, über welche Bilder, Vorstellungen, Formeln, Ideale, Klischees, Ideologien etc. sie sich etablieren beziehungsweise wie wir sie mit welchen Handlungen und Praktiken durch unsere täglichen Wiederholungen etablieren. Denn mit Foucault nehmen wie an, dass unsere Praktiken diese Be-Griffe nicht nur zum Ausdruck bringen, sondern auch formen.




Zeichnung: Pablo Helguera, 2016 @Manifesta Zürich. Fotografie: Goran Basic, NZZ.





An dieses Seminar ist der folgende WORKSHOP angeschlossen:

Machtvolle Begehren dekonstruieren.
Leitung: Diana Sirianni
13./14.1.2023
Freitag, 13:30 bis 18:30 und Samstag, 11 bis 18:30 Uhr
in Präsenz & nach vorheriger Anmeldung

Mit körperbezogenen und interaktiven Techniken aus dem somatischen Coaching und dem aktiven Zuhören wollen wir gemeinsam das Repertoire der Affekte von (uns) Künstler*innen erkunden. Dieses Repertoire macht (uns) Künstler*innen als soziale und politische Konstrukte beschreibbar, die gleichermaßen performativ entstehen wie reproduziert werden. Wir wollen beobachten, ob, wie und welche Wiederholungen, aber auch welche Verschiebungen und Unterbrechungen von Wiederholungen in dem performativen Entstehungs- und Reproduktionsprozess stattfinden (können). Dabei wollen wir beispielsweise Affekte des Vergleichens und Konkurrenzierens, Exklusivitäts-/Exkludierungstechniken mittels der Kunst, die Differenzmarkierung Erfolg/Nicht-Erfolg sowie Selbst-/Kritik als Abwertungs- oder Entkräftungsinstrument in den Blick nehmen.




Videomaterial aus einem Workshop von Diana Sirianni im August 2022, Italien.
Bitte auf das Bild klicken, um den Videofile zu aktivieren.







Leistungsnachweis:
1. regelmäßige und aktive Teilnahme (mind. 80%)
2. Impulsvortrag zu einem ausgewählten Begriff (auch im Team möglich)
3. Verschriftlichung der Präsentation als Kurztext im Stil eines Glossars zum Semesterende 31.03.2023



Empfehlungen zum wissenschaftlichen Schreiben >>
hier: Hinweise zum wissenschaftlichen Arbeiten und Abfassen von Seminararbeiten, z.B. des Instituts für Kunstgeschichte der LMU München >>
Hier finden Sie auch: offene Software, Public Domain Bilder, Online-Recherche-Tools etc.







Begriffe
Was ist bzw. besser wie wird ein Bild?
Die Moderne?
Die Post-, Alter-, Gegen- oder Post-Postmoderne? (als Varianten der Moderne)
Das Anthropozän (oder des Capitalocene, Plantagocene oder Chtulucene)?
Das Post-Anthropozän?
Das Betriebssystem Kunst?
Der White Cube?
Das ästhetische Regime?
Der Kontext?
Eine Form?
Netzwerke?
Publikum/Publika?
Kritik?
...

Post?
Werk?
Post?
Archiv?
Qualität?
...



28.10.+4.11.2022: Kunstgeschichte

11.11.2022: "Kunst"

18.11.2022: Christina Kampmann: Moderne

25.11.2022: Marcus Rittmeier und Antonia Bischoff: Bild

2.12.2022: Maximilian Götz: Qualität

9.12.2022: Hauke Sören Scholz: Form

16.12.2022: Sara Horn: White Cube

Weihnachtsferien

13.01.2023: Antonia Mang: Netzwerke

13.+14.1.2023: Diana Sirianni: Workshop "Machtvolle Begehren dekonstruieren."

20.01.2023: Jakob Nickels: Kontexte

27.01.2023: Max Roßner: Statt Dualismus (Subjekt-Objekt), statt Trias (Kunstproduzent*in, Werk, Rezipient*innen) --> Latour: "mittendrin statt getrennt"

03.02.2023: Stefan Sünder: Postmoderne



21.10.2022: Einführung

Inhaltliches, Organisatorisches, Formales

Foucault, Michel 1969: Was ist ein Autor?
in: Foucault: Botschaften der Macht. Reader Diskurs und Medien, hg. v. Jan Engelmann, Stuttgart 1999, S. 30-48.
in: Michel Foucault: Was ist ein Autor?, in: Texte zur Theorie der Autorschaft, hg. v. Fotis Jannidis et al., Stuttgart 2000, S. 198-229.
"Man kann sich eine Kultur vorstellen, in der Diksurse verbreitet oder rezipiert würden, ohne dass die Funktion Autor jemals erschiene." (S. 277)
1. Eigentumsbeziehung
2. Funktion Autor nicht für alle Diskurse einer Gesellschaft gültig.
3. Ergebnis einer Operation (konstantes Werkniveau, logische Kohärenz, stilistische Kohärenz, Bezug zur Historie)
4. Verweise
"Ich glaube, dass, während sich unsere Gesellschaft ändert, in eben dem Moment, in dem sie dabei ist, sich zu ändern, die Autorfunktion verschwinden wird, und zwar in solch einer Weise, dass Fiktion und ihre polysemen Texte wiederum nach einem anderen Modus funktionieren werden, aber immer noch innerhalb eines Systems von Einschränkungen - eines, das nicht länger der Autor ist, sondern eines, das noch festgelegt werden muss oder vielleicht erfahren." (S. 229)

Michel Foucault 1978: Was ist Kritik?, Berlin 1992.
"Wie ist es möglich, dass man nicht derartig, im Namen dieser Prinzipien da, zu solchen Zwecken und mit solchen Verfahren regiert wird - dass man nicht so und nicht dafür und nicht von denen da regiert wird?" (1992, 11f.)
"Als erste Definition von Kritik schlage ich also die allgemeine Charakterisierung vor: die Kunst nicht dermaßen regiert zu werden."
"Die Kritik also wird sagen: um unsere Freiheit geht es weniger in dem, was wir mit mehr oder weniger Mut unternehmen als vielmehr in der Idee, die wir uns von unserer Erkenntnis und ihren Grenzen machen." (1992, 17)

Michel Foucault 1983: Was ist Aufklärung?
in: Eva Erdmann u. a. (Hg.) 1990: Ethos der Moderne. Foucaults Kritik der Aufklärung, Frankfurt/Main.
"Ich wollte einerseits die Wurzel eines Typs philosophischen Fragens in der Aufklärung unterstreichen, der gleichzeitig den Bezug zur Gegenwart, die historische Seinsweise und die Konstitution seiner selbst als autonomes Subjekt problematisiert. Andererseits wollte ich deutlich machen, dass nicht die Treue zu doktrinären Elementen der Faden ist, der uns mit der Aufklärung verbinden kann, sondern die ständige Reaktivierung einer Haltung - das heisst eines philosophischen Ethos, das als permanente Kritik unseres historischen Seins beschrieben werden könnte." (S. 45)

Immanuel Kant 1784: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung."







Dirk Baecker: Wozu
Wozu Kultur? (2000)
Wozu Systeme? (2002)
Wozu Soziologie? (2004)
Wozu Gesellschaft? (2007)
Wozu Theater? (2013)
Wozu Theorie? (2016)
Wozu Wirtschaft? (2020)



Warum Kunst? Milo Rau >>
November 17 - December 18, 2022
Kunst Halle Sankt Gallen



28.10.2022

Kunstgeschichte


#HowIsArtHistoryMade?, 4.1.2021, Quelle Twitter, Birgit Matter >>




@Calvinn_Hobbes, 12.9.2022, Twitter >>



Art History Teaching Resources (AHTR) >>
Survey 1: Prehistory to Gothic >>
Survey 2: Renaissance to Modern & Contemporary >>
Survey 3: Thematic Lesson Plans (Comics, Art and Labor, Art and Gender, Art and Feminism ...) >>

Urgentpedagogies >>



Glossar Kritische Haltung des Institute for Art Education >>

Glossar produktive differenzen: forum für differenz- und genderforschung >>



04.11.2022

Aus unserer Sitzung am 21.10.2022:
Wie wird Kunstgeschichte als Kunstgeschichte konstruiert?
- durch immer dieselben Namen und damit auch immer dieselben Personen, so dass ein Kanon der Namen und durch die Namen entsteht: "Best of"
- durch abgeschlossene Epochen ohne Übergänge
- durch Interessen von Museen und Galerien
- durch vornehmlich weisse Menschen
- durch Exklusivitäten
- durch eine abgeschlossene Geschichte
- durch wenige Personen, die in einen Überblick gebracht werden
- durch Erfolgsgeschichten
- durch männliche Personen
- durch eine Nichtänderbarkeit, eine Festgeschriebenheit, eine Fixierung
- durch einen Fokus auf das Thema Schönheit
- durch kanonisierte Medien, wie z.B. Zeichnungen, Gemälde etc.
- durch den Fokus auf Europa und Nordamerika
- also durch eurozentristische Perspektiven und deren Normen, z.B. in der Benennung und Legitimierung dessen, was Kunst ist oder auch was nicht Kunst ist, z.B afrikanisches Handwerk oder afrikanische Reliquen
- durch eine Abwesenheit asiatischer und afrikanischer Kunst
- durch etwas, was weit und in der Vergangenheit zurück liegt
- durch Bilder und Kirchen (als Leitmedien)
- durch Langweiligkeit
- durch Normen (und Disziplinierungen)
- durch Repräsentatives und Repräsentationales
- durch das Klischee der alleinigen Urheberschaft und Singularität, damit verbunden eine angebliche Unabhängigkeit und Eigenständigkeit
- durch eine strenge Kausalität zwischen Kunstgeschichte und Künstler, obwohl es schon vor der Kunstgeschichte Künstler gegeben hat
- durch einen "Kunstclub", der die Verhältnisse bestimmt
- durch Geniehaftigkeit
- durch eine Forderung nach Avangardistischem
- durch die Annahme, dass mit Kunst kein Geld zu verdienen sei (die sog. brotlose Kunst), was 1. einerseits Ökonomisches ausblendet, andererseits aber benennt, dass Ökonomisches eine Rolle spielt und was 2. uns zum Thema Klassismus führt
- durch etwas, das in die Vergangenheit versetzt wird, obwohl es zeitgleich und in der Gegenwart passiert (DDR-Kunst)
- durch konservatives Personal (Perlenketten)
- durch weibliche Dominanz im Studium und männliche Dominanz in den Professuren
- religiöse und christliche Referenzen
- Geldgeschäfte und Kunstmarkt
- Verknüpfung und Neuverknüpfung von Ideen
- Konzept der Bewegungen und Gegenbewegungen



Grundbegriffe der Kunstwissenschaft, hg.v. Stefan Jordan und Jürgen Müller, Stuttgart 2018.
hier: Kunstgeschichte / Kunstwissenschaft
Weiterführende Literatur

Semantische Grundbegriffe >>

Liste kognitiver biases und illusions >>

11.11.2022

"Kunst"


Pompeo Batoni, Allegorie der Künste, 1740, Städel Frankfurt.



Hegel 1817: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse
Dritter Teil: Die Philosophie des Geistes
3A: Die Kunst >>

Schopenhauer 1819: Die Welt als Wille und Vorstellung
Zweiter Band, Ergänzungen zum dritten Buch
Kapitel 34. Ueber das innere Wesen der Kunst >>

Arthur C. Danto 1964: The Artwold, in: The Journal of Philsophy 62, 1964, S. 571-584.
"To see something as art requires something the eye cannot decry - an atmosphere of artistic theory, a knowledge of the history of art: an artworld." (580)

George Dickie 1969: Defining Art, in: American Philosphical Quarterly 6, S. 253-266.
ders. 1971: Aesthetics. An Introduction.
ders. 1974: Art and the Aesthetic. An Institutional Analysis, NY.
ders. 1984: The Art Circle. A Theory of Art, NY.
(1) An artist is a person who participates with understanding in the making of a work of art.
(2) A work of art is an artifact of a kind created to be presented to an artworld public.
(3) A public is a set of persons the members of which are prepared in some degree to understand an object which is presented to them.
(4) The artworld is the totality of all artworld systems.
(5) An artworld system is a framework for the presentation of a work of art by an artist to an artworld public.
ders. 1988: Evaluating Art, Philadelphia.


Dan Perjovschi, 2008, Galerie Gregor Podnar, Berlin.




Quelle: Arts Council England, Morris Hargraeves McIntyre 2004: Taste Buds, How to cultivate the art market >>



Theodor W. Adorno 1981: Ohne Leitbild. Parva Aesthetica, Frankfurt/Main.

Howard S. Becker: Art Worlds. University of California Press, Berkeley 1982.

Arthur C. Danto 2000: I. Einführung: modern, postmodern und zeitgenössisch, in: Das Fortleben der Kunst (eng. 1997), München, S. 22-42.

Juliane Rebentisch 2003: Ästhetik der Installation, Frankfurt/Main.

Helmut Draxler 2007: Gefährliche Substanzen. Zum Verhältnis von Kritik und Kunst, Berlin.



Kunstfilme im November 2022 >>
Die Malerin Alice Neel: Gesichter Amerikas, @arte, bis 6. Januar 2023 >>
Die Documenta am Ende?, @3sat, bis 20. September 2023 >>
Gespräche mit Bruno Latour, @arte, bis 16. Dezember 2024 >>
Zurück in die Ukraine - die Heimkehr des Fotografen Juri Kosin, @ZDF, bis 16. Juni 2023 >>
No leaders please, @arte, bis 1. April 2023 >>
Elsa Schiaparelli - Mode ist Kunst, @arte, bis 30. November >>
Pixelparty für digitale Kultur, @ARD Kultur >>
Joan Mitchell - Poetin des Abstrakten, @arte, bis 21.Dezember 2022 >>



18.11.2022

Moderne


Dan Perjovschi, 2009, Royal Ontario Museum, Bildquelle >>




Arthur C. Danto 2000: I. Einführung: modern, postmodern und zeitgenössisch, in: Das Fortleben der Kunst (eng. 1997), München, S. 22-42.




Ihab Hassan 1987: Toward a Concept of Postmodernism >>

- M, PM und AM definieren keinen Stil, sind eher Werkzeuge, die uns erlauben, kulturellen Bereichen Zeitskalen zuzuordnen
- Bsp: Energiekonsum
- Moderne: fast-burn culture, Überfluss, Unbegrenztheit und Verfügbarkeit von Energie --> Kultur der unendlichen Projektion in die Zukunft, Mythos des Fortschritts, der Utopien, des Kolonialismus, der Emanzipation
- PM: ab 1973 Ölkrise und Bewusstsein der Endlichkeit, begrenzte Ölreserven, Ende der Ideologie des Überflusses, des technischen, politischen und kulturellen Forschritts, Kapitalismus reorientiert sich zu Technologie und Finanzen



Latour, Bruno, Wir sind nie modern gewesen, Frankfurt, 2008 >>

- "Wir haben kaum die Wahl. Wenn wir nicht in ein anderes gemeinsames Haus ziehen, werden wir die anderen Kulturen [...] nicht darin unterbringen. Und es wir uns nie gelingen, die Umwelt, die wir nicht mehr meistern können, darin aufzunehmen. Weder die Natur noch die Anderen werden modern werden. An uns ist es, die Art und Weise zu ändern, wie wir verändern. Oder es war umsonst, dass die Berliner Mauer während des wundersamen Jahres der Zweihundertjahrfeier der Französischen Revolution fiel, um uns diese einzigartige Lektion der Dinge [...] zu erteilen." (192)

- Hybridartikel: Kreuzung aus Wissenschaft, Politik, Ökonomie, Recht, Religion, Technik und Fiktion
- dennoch: nach wie vor Rubriken, so als wäre nichts gewesen
- Bringen wir bloss nicht[s] durcheinander..., nichts Menschliches und nicht Menschliches! (9)
- wir (meine Freunde und ich seit 20 Jahren):
- ...forschen nicht über die Dinge an sich, sondern wie diese verwoben sind (10)
- ...forschen zu Kollektiven, eine Assoziierung von Menschen und nicht menschlichen Wesen
- ...miteinbeziehen gleichzeitig die Natur der Dinge und den sozialen Kontext (12)
--> Epistemologie, Sozialwissenschaften und Semiotik wird entgegen üblicher Handhabung nicht voneinander getrennt
- Kritiker haben 3 unterschiedliche Repertoires der Kritik entwickelt, um über unsere Welt zu sprechen:
Naturalisierung (Fakten), Sozialisierung (Macht), Dekonstruktion (Diskurs) (13)
- "Man darf die Wissenschaften verherrlichen, die Machtspiele aufzeigen und den Glauben an die Realität lächerlich machen, man darf jedoch auf keinen Fall diese drei ätzenden Säuren der Kritik vermischen."
- Anthropologie/Ethnologie untersuchen seit langem das nahtlos ineinander übergehende Gewebe von Natur/Kultur, ist aber unfähig, uns zu untersuchen (14f)
- moderne Welt kann zum Gegenstand der Anthropologie werden (16)
- 1989: Zusammenbruch des Sozialismus und erste Konferenzen über den globalen Zustand des Planeten
- 1989 stellt uns alle erneut in Frage (18)
- modern: neues Regime, Beschleunigung, Bruch, Revolution der Zeit
- Modern ist doppelt asysmmetrisch: Bruch im regelmäßigen Lauf der Zeit und Kampf, in dem es Sieger und Besiegte gibt (19)
- Hypothese: modern bezeichnet 2 Ensembles von Praktiken: durch Übersetzung entstehen Hybride, durch Reinigung entstehen getrennte Zonen zwischen Menschen und nicht menschlichen Wesen (19)


Latour 2008, S. 20.

- so lange wir die beiden Praktiken der Übersetzung und der Reinigung getrennt betrachten, sind wir wirklich modern
- alsbald wir sie symmetrisch betrachten, hören wir auf, modern zu sein, modern gewesen zu sein (20, 175): weil uns rückblickend bewusst wird, dass die beiden Ensembles von Praktiken schon immer am Werk gewesen sind --> unsere Vergangenheit beginnt sich zu verändern
- Paradox der Moderne: je mehr Reinigung, desto mehr Kreuzung
- Vormoderne: je mehr Kreuzung, desto mehr Reinigung
- Verschiebung erklärt die große Trennung zwischen der Moderne und der Vormoderne (21)
- Frage: Was wird aus uns werden, wenn wir Reinigung und Vermehrung nicht mehr trennen?

- Modernisierung: gewaltsame und blutige Zerstörung von Kulturen und Naturen, ökonomische Rationalität, wissenschaftliche Wahrheit, technische Effizienz (173)
- hinter der Bulldozerschneide: barbarische Vermischung, die Zukunft zivilisatorischer Unterscheidung
- Modernisierung vefuhr erbarmungslos mit den Vormodernen (174)
- Postmodernisierung: Bruch mit der Vergangenheit und der Zukunft (174): nichts gilt, alles ist Spiegelung, Trugbild, Zeichen, Fusstritt, die leere Welt, Untergangsstimmung der Pomos
- Nachmoderne: symmetrische Betrachtung von Reinigung und Vermittlung

- Größe der Moderne: Vermehrung der Hybriden, Forschung, Innovation, Leichtsinn, vergrößernde Radius des Handelns
- Nachteile: Selbsteinschätzung der M, Illusion: objektiv, universell, kritisch, radikal verschieden, abgeschnitten von der Vergangenheit
- Größe der Vormoderne: Unfähigkeit zu differenzieren, leidenschaftliches Interesse, Transzendenz im Überfluss
- Nachteile: Lokalisation durch das Territorium, Opfermechanismus, Ethnozentrismus, Nicht-Differenz zwischen Naturen und Gesellschaften
--> Alle Vorteile des modernen Dualismus beibehalten, aber ohne seine Nachteile (178)
- Wir können die Moderne zurückweisen, ohne die Aufklärung aufzugeben (179)


Latour 2008, S. 179.



25.11.2022

Bild

"Bilder sind keine Abbilder. Was immer sie darstellen, sie sind etwas anderes als das, was sie darstellen."
Dirk Baecker: Studien für eine nächste Gesellschaft, Frankfurt/Main 2007, S. 175.

"Wir haben die Aufgabe, dem ’Bild’ seine Autonomie zurückzugeben und es vom Fluch zu befreien für ein Ab-Bild, eine Re-Produktion, ein Konter-Fei gehalten zu werden. Glaubt man, Bild sei eine Wieder-Gabe und nicht eine Gabe, so bedankt man sich nicht für das Geschenk, sondern denkt an ein Bild von etwas, und es entstehen die Adjektive ’ähnlich’, ’verzerrt’, ’gut’, ’schlecht’, ’wahr’, ’falsch’ usw., so als ob man nicht nur wahr-nehmen, sondern auch falsch-nehmen könnte."
Heinz von Foerster 1995, zitiert nach: Baecker 2007, S. 175, FN 1.




Wachter/Jud, picidae.net, 2008 >>




Vilém Flusser: Krise der Linearität, Bern, 1988.



Bildkultur der digitalen Medien:
- Bild als Rechengröße
- Bild wird elektronisch erzeugt: Pixel (picture elements)
- Bild als Ansammlung fraktaler Einzelelemente, die durch (Komputation) zusammengesetzt werden
- Bild verfügt über eine lesbare Struktur (Source-Code)
- Bild haben Doppelstruktur: Ebene der Benutzeroberfläche und Ebene zur Verarbeitung durch den Apparat
- Bedeutungsabgrund durch die Hardware und deren unterschiedliche Sprachen
- Source-Code + Ansammlung von Daten, die durch Rechenprozesse umgewandelt werden
- Sichtbarkeit des Bildes in Abhängigkeit von Algorithmen: Vielzahl von Versionen
- Bild als Organisation und Ordnung von Daten
- Bild als zweidimensionaler Stau im n-dimensionalen Datenuniversum
- Wahrnehmung bestimmt durch Trägheit der sinnlichen Wahrnehmung
- Bruch zwischen Wahrnehmung und dem Objekt der Wahrnehmung
- Sinneswahrnehmung auf eine von Apparat+Wahrnehmungsorganen produzierte Medienwirklichkeit gerichtet
- Bild als produktive Dimension
- Bild auf Datenträger gespeichert
- Bild(-bedeutung) in Abhängigkeit von den technischen Bedingungen seiner Produktion, Distribution, Rezeption
- Organisation von Aufmerksamkeiten
- Übertragungsformen - ...



2.12.2022

Qualität


MSCHF >> : ATM Leaderboard at Art Basel Miami Beach, 2022 >>



MSCHF’s ATM Leaderboard makes wealth a game at Art Basel, Brandon Lorimer, 5 December 2022, in: art-critique.com >>

Who is the richest person at Art Basel Miami Beach? ATM reveals users’ bank balances, Gareth Harris, 29 November 2022, in: The Art Newspaper >>

Video >>



9.12.2022

Form









16.12.2022

White Cube


Zeichnung: Dan Perjovschi, Galerie Gregor Podnar, Berlin, 2008.



15 Things Museums Do That Piss Me Off, Isabella Segalovich, 15.3.2022, in: hyperallergic >>



Brian O’Doherty (1928-2022), o.A., November 08, 2022, in: artforum >>

Brian O’Doherty, Sly Artist and Critic Who Wore Many Hats, Dies at 94, Alex Greenberger, November 8, 2022 >>

Brian O’Doherty discusses his latest rope drawing at IMMA in Dublin May 18, 2015, in: artforum >>

Books: Inside the White Cube, print May 1986, in: artforum >>

Brian O’Doherty: Inside the White Cube: Notes On The Gallery Space, Part 1 >>



3+1-teilige Essayfolge in Artforum International:
Inside the White Cube: Notes on the Gallery Space (März 1976)
The Eye and the Spectator (April 1976) und
Context as Content (November 1976)
Gallery as a Gesture (December 1981)
ders. 1986: Inside the White Cube. The Ideology of the Gallery Space, San Francisco >>
ders. 1996: In der weissen Zelle. Inside the White Cube, hg. von Wolfgang Kemp, Berlin.

ders. 2009: Boxes, Cubes, Installations, Whiteness and Money, in: A Manual for the 21st Century Art Institution, ed. Shamita Sharmacharja. London: Whitechapel Gallery / Koenig Books, 2009, pp. 26-30.

ders. 2018: Collected Essays. University of California Press.





Nicola Price, 24.3.2018, zu Andrea Frasers Museums Highligts, 1989
--> 12:38 bis 16:52

Andrea Fraser 2018: 2016 in Museums, Money, and Politics







Allthe Beauty and the Bloodshed
Dokumentarfilm von Laura Poitras, 2022, 117 min
über Nan Golding, PAIN >> (Prescription Addiction Intervention Now) >> , Sackler, Purdue Pharma >> , Opiod etc. >>



13.01.2023

Netzwerke


From left to right: Centralized, Federated, Distributed, Quelle >>




Zentralisierte, dezentralisierte und verteilte Netzwerke. Markues 2009, nach Paul Baran 1964.




Weber, Stefan 2001: Medien - Systeme - Netze. Elemente einer Theorie der Cyber-Netzwerke, Bielefeld, S. 45.

"Ein Knoten (bestehend aus Fäden) kann ein Netz konstituieren, das seinerseits zum Knoten für ein (aus verflochtenen Netzen bestehendes) Netzwerk wird."
Weber 2001, S. 76.

"Ein Faden wäre zunächst so etwas wie ein Letztelement, ein basaler Bestandteil. Mehrere Fäden können, wenn sie verknüpft werden, einen Knoten bilden. Mehrere Knoten und Fäden bilden ein Netz, mehrere verbundene Netze ein Netzwerk. Nimmt die Anzahl der Fäden und/oder Knoten in einem Netzwerk zu, spricht man von Vernetzung. [...] Netze haben immer eine messbare Vernetzungsdichte, einen 'Vernetztheits-' oder 'Konnektivitäts-Koeffizienten', wenn man so will. Wir sprechen also immer von +- Ver-/Entnetzung." Weber 2001, S. 70f.

"Als Maß für den Grad an Vernetztheit würde sich ein so genannter 'Konnektivitäts-Koeffizient' anbieten [...]. Vernetzung impliziert also immer einen steigenden Konnektivitäts-Koeffizienten (dieser könnte die Anzahl der Fäden und Knoten, die Dichte des Netzes usw. messen. Vernetzen meint somit immer: Verbinden, Anschlüssse produzieren, Kontexte herstellen, Assoziationen erzeugen etc." Weber 2001, S. 77.



Karpi, Tero / Stäheli, Urs / Wieghorst, Clara / Zierott, Lea P. 2021: Undoing Networks >>

Urs Stäheli 2021: Soziologie der Entnetzung, Berlin.



13./14.01.2023

Machtvolle Begehren dekonstruieren.
Workshop unter Leitung von Diana Sirianni
Freitag, 13:30 bis 18:30 und Samstag, 11 bis 18:30 Uhr



20.01.2023

Kontexte

Wolfgang Kemp 1991: Kontexte. Für eine Kunstgeschichte der Komplexität, in: Texte zur Kunst, Bd. 2, H. 2, S. 89-101.

Birte Kleine-Benne 2021: Kunst_Kontext_Kunst, arthistoricum.net, Universitätsbibliothek Heidelberg >>



Teeter Totter Wall, 2019
Borderwall as Architecture >>
Architekturbüro Rael San Fratello >> (Virgina San Fratello und Ronald Rael)
Standort: Sunland Park (US) und Ciudad Juárez (MX)


Teeter Totter Wall, 2019, Rael San Fratello >> , Standort: Sunland Park (US) und Ciadad Juárez (MX)


Transforming the Border Wall into a Teeter-Totter | Rael San Fratello, 24.4.2020



27.01.2023

mittendrin statt getrennt

"Es ist nicht leicht, die Dinge von ihrer Mitte her wahrzunehmen und nicht von oben nach unten, von links nach rechts oder umgekehrt: versucht es und ihr werdet stehen, dass alles sich ändert."
Deleuze/Guattari 1977: Rhizom, Berlin, S. 37.

Bruno Latour im Interview (bis 23.12.2024 abrufbar) >>

Martin Guinard: Hommage to Bruno Latour, November 2022, Issue #131, e-flux >>



Lindsay Braman. Caution: Art May Cause You To Feel, 2022 >>




Wells, Butler et al. 2013: Interpretive Planning for Museums, p. 55, übers. Lars Wohlers, 17.10.2022, Twitter >>



03.02.2023

Review und Preview



bei Interesse:
3.2.2023, 17-18h
Talk: CRYPTO-ROCKETS TO MARS | ArtUp Nation
Post Physical Playgrounds - NFT Art Exhibition (3.2.23, 11-18h) & Talk >>

Ort: This is a hybrid event: it will happen at Bauhausstraße 9a - Digital Bauhaus Lab, Room 001, Performance Platform. You should definitely also join online via >> because it’s pretty cool!

"when money dreams crash - or - how to make it in the post-NFT art market - or - how to survive survive the cryptocalypse - or - making the moon a better place for our children’s children by towing some made up money at it - or - can I pay with cat emojis - or - can I trade Trump NFTs for a stay at Trump Towers on Spatial - or - are Jewfros now offensive to tech-bros - or just - a panel about money and digital art in 2023 Post Physical Playgrounds in conversation with ArtUp Nation"








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