Seminar
Prof. Dr. Birte Kleine-Benne:
Performing us
Donnerstags, 11 bis 12:30 Uhr
Beginn: 20.4.2023
Bauhaus-Universität Weimar, Fak. Kunst und Gestaltung
in Präsenz
Marienstraße 14, Seminarraum 221
nur am 4.5.2023: Seminarraum 103, Marienstr. 7b
Offen für alle Fakultäten, Studiengänge und Semester
Trotz prominenten Einsatzes des Begriffs ’performativ’ ist dessen Verhältnis zur spezifisch künstlerischen Performance ungeklärt. Ebenso, wie Selbstinszenierungen von/als Künstler*innen in Performance-Modi gedacht werden können.
Ungeklärt ist auch, wie die performative Funktion, also der konkrete Handlungsvollzug, sich in künstlerische Praktiken ganz generell, in kulturelle Bildung oder in Widerständigkeiten übersetzen lässt. Dabei ließe sich auch fragen, ob und wie das historische Bauhaus Teil des ’Performative Turn’ avant la lettre ist.
Und schließlich ließe sich erproben, ob und wie sich Performativitätstheorien und ihre Begrifflichkeiten eignen, um den Kunstbetrieb besser zu verstehen. Scheitern doch viele Beobachtungsmodi nicht nur an künstlerisch markierten Phänomenen, für die Körperlichkeit, Temporalität und Situationsbezogenheit entscheidend sind, sondern auch daran, Praktiken als Praktiken zu beobachten.
li: Elsa von Freytag-Loringhoven, ca. 1910 bis 1920 >>, re: @ProfessorJun_ & @Dadaratopia, Twitter, 14.7.2022.
Leistungsnachweis:
1. regelmäßige und aktive Teilnahme (mind. 80%)
2. Kurzer Impulsvortrag zu einer künstlerischen Arbeit, einem wissenschaftlichen Text, einer Autor*in oder eine Performance zu einem der skizzierten Themenfelder (auch im Team möglich)
3. Verschriftlichung zum Semesterende 30.09.2023
Empfehlungen zum wissenschaftlichen Schreiben >>
hier: Hinweise zum wissenschaftlichen Arbeiten und Abfassen von Seminararbeiten, z.B. des Instituts für Kunstgeschichte der LMU München >>
Hier finden Sie auch: offene Software, Public Domain Bilder, Online-Recherche-Tools etc.
Einladung zu dem Workshop
Roots, Roads & Rainbows
6. und 7.5.2023, 10 bis 17:30 Uhr
Mit Diana Sirianni und Jolika Sudermann-van den Berg
Verbindliche Anmeldung bei Elisa Rufenach-Ruthenberg
Jede Lehrveranstaltung ist eine performative Situation, in der eine gewisse "Performance of knowledge" aufgeführt wird. Wollen wir diese Performativität vollständig ergreifen, können wir als Lernende und Lehrende nicht nur von aussen schauen und uns der akademischen Choreographie entziehen: Wir sind Teil von ihr. Wie können wir sie reflektieren und verstehen, auf welche Weise wir daran teilnehmen (wollen)?
Dieser Workshop hat das Ziel, die Ebene der Begegnung und deren Potential zu erkunden: den Gruppenprozess, der den Kern jeder Lernsituation ausmacht und oft unterschätzt wird. Dazu werden wir neben unseren Gedanken auch unsere Gefühle als Material nutzen, sowie das wertvolle Wissen, das in unserem Körper gespeichert ist. Mit Blick auf (Social) Somatics und Performance Philosophie, anhand von aktivem Zuhören und Improvisationsübungen aus Tanz und Theater, werden wir uns mit uns selbst, den anderen Teilnehmenden und dem Raum verbinden und uns dabei lustvoll und verkörpert situieren und kontextualisieren.
Marina Abramovic, Bas Jan Ader, Matthew Barney, Chris Burden, Tracey Emin, Andrea Fraser, Fräulein Wunder AG, Theaster Gates, Gob Squad, Miles Greenberg, Mona Hatoum, Damien Hirst, Pierre Huyghe, Anne Imhoff, Jeff Koons, Mierle Laderman Ukeles, Ana Mendieta, Adelheid Mers, Bruce Nauman, Yoko Ono, Tanja Ostojić, Orlan, Pjotr Pawlenski, Jackson Pollock, Pussy Riots, Marc Quinn, Milo Rau, Rimini Protokoll, Julian Rosefeldt: Manifesto, Aki Sasamoto, Christoph Schlingensief, Carolee Schneemann, Tino Seghal, She She Pop, Cindy Sherman, Showcase Beat le Mot, Annie Sprinkle, Stelarc, The Yes Men, Turbopascal, Andy Warhol, Bobby Wilson ...
3. Performing als Practicing: Selbstperformierungen als Performierungen des Selbst, als Selbst, von Selbst, durch Selbst
Tracey Warr und Amelia Jones 2006: The Artist’s Body, London >>
Tina Sauerlaender: PERFORMING IDENTITIES >>
The Exhibit: Finding The Next Great Artist (auf MTV) >>
Beispiele: Vito Acconci, Marina Abramovic, Matthew Barney, Joseph Beuys, Tracey Emin, Christine Hill, Jeff Koons, Orlan, Cindy Sherman, Annie Sprinkle, Iiu Susiraja, The Yes Men, ubermorgen ...
4. Das Bauhaus als Teil des Performative Turn avant la lettre
Literatur zum Thema 4:
RoseLee Goldberg 1979: Performance: Live Art 1909 to the Present, New York.
Johannes Birringer 2012: Bauhaus, Constructivism, Performance, Design and Performance Lab at Brunel University, London.
The Charnell House, Oskar Schlemmer’s Costume Parties from 1924 to 1926, in: The Guardian, March 8, 2017.
Joseph Nechvatal 2016: Oskar Schlemmer’s Prophetic, Dancing Robots, 27.12.2016, in: Hyperallergic >>
Bauhaus Official, 100 Years of Bauhaus Celebration, Bauhaus 2017.
Smirna Kulenović: How the Bauhaus School Gave Life to... Performance Art Movement!, 26.3.2017, in: Widewalls >>
5. Performativität als Beobachtungsmodus, z.B. des Kunstbetriebs
Bildquelle: Arts Council England, Morris Hargraeves McIntyre 2004: Taste Buds, How to cultivate the art market >>
Allgemeine Literaturempfehlungen
Austin, John 1962/1979: How to do things with Words. Oxford. (Deutsche Ausgabe: Zur Theorie der Sprechakte, Stuttgart 1979.
Austin, J. L. 1986: Performative Äusserungen, in: J. L. Austin, Gesammelte philosophische Aufsätze, Stuttgart, S. 305-327.
Austin, J. L. 2002: Zur Theorie der Sprechakte, Stuttgart.
Bal, Mike 2001: Performanz und Performativität, in: J. Huber (Hg.): Interventionen 10: Kultur - Analysen, Wien, S. 197-241.
Barad, Karin 2012: Agentieller Realismus. Über die Bedeutung materiell-diskursiver Praktiken, Berlin.
Bohnsack, Ralf 2007: Performativität, Performanz und dokumentarische Methode. In: Wulf, Christoph/Zirfas, Jörg (Hg.): Pädagogik des Performativen. Theorien, Methoden, Perspektiven, Weinheim/Basel, S. 200-212.
Bourdieu, Pierre 1992: Die verborgenen Mechanismen der Macht, Hamburg.
Bourdieu, Pierre 2015: Was heißt sprechen? Zur Ökonomie des sprachlichen Tausches, Wien.
Butler, Judith 1993: Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt/Main.
Butler, Judith 1995: Für ein sorgfältiges Lesen, in: S. Benhabib, J. Butler, D. Cornell & N. Fraser (Hg.): Der Streit um Differenz. Feminismus und Postmoderne in der Gegenwart, Frankfurt/Main, S. 122-132.
Butler, Judith 1997: Körper von Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts, Frankfurt/Main.
Butler, Judith 2006: Hass spricht. Zur Politik des Performativen. Frankfurt/Main.
Callon, Michel 2009: Elaborating the notion of performativity. Le Libellio d’Aegis, 5(1), S. 18-29.
Callon, Michel und Latour, Bruno 2006: Die Demontage des großen Leviathans. Wie Akteure die Makrostruktur ihrer Realität bestimmen und Soziologen ihnen dabei helfen, in: A. Belliger & D. J. Krieger (Hg.): ANThology. Ein einführendes Handbuch zur Akteur-Netzwerk-Theorie, Bielefeld, S. 75-101.
Carlson, Marvin 2004: Performance. A critical introduction, New York.
Chomsky, Noam 1980: Regeln und Repräsentationen. Frankfurt/M.
Derrida, Jacques 1999: Signatur - Ereignis - Kontext, in: J. Derrida, Randgänge der Philosophie, Wien, S. 325-351.
Fischer-Lichte, Erika 2004: Ästhetik des Performativen, Frankfurt/M.
Fischer-Lichte, Erika/Roselt, Jens 2001: Attraktion des Augenblicks - Aufführung, Performance, performativ und Performativität als theaterwissenschaftliche Begriffe, in: Fischer-Lichte, Erika/Wulf, Christoph (Hg.): Paragrana. Internationale Zeitschrift für Historische Anthropologie, Band 10, Heft 1, S. 237-254.
George, David E.R. 1998: Performance Epistomology. In: Gough, Richard/Allsopp, Ric (Hg.): Performance Research 1/1: The temper of time (Theatre Studies), o.S., London.
Kormos, Ildiko 2003: Geschlechtsidentität und Performativitää, in: Trans Internet Zeitschrift für Kulturwissenschaften Nr. 15.
Jappe, Elisabeth 1993: Performance, Ritual, Prozess. Handbuch der Aktionskunst in Europa, München/New York.
Krämer, Sybille 2001: Sprache, Sprechakt, Kommunikation. Sprachtheoretische Positionen des 20. Jahrhunderts. Frankfurt/M.
Krämer, Sybille / Stahlhut, Marco 2001: Das "Performative" als Thema der Sprach- und Kulturphilosophie, in: Erika Fischer-Lichte / Christoph Wulf (Hg.): Theorien des Performativen, Berlin, S. 35-64.
Lange, Marie-Luise 2002: Grenzüberschreitungen. Wege zur Performance, Königstein.
Lehmann, Hans-Thies 1999: Postdramatisches Theater. Frankfurt/M.
Candace West / Don H. Zimmerman 1987: Doing Gender, in: Gender and Society 1(2), 1987, S. 125-151.
Wirth, Uwe (Hg.) 2002: Performanz. Zwischen Sprachphilosophie und Kulturwissenschaften, Frankfurt/Main.
Wulf, Christoph/Göhlich, Michael/Zirfas, Jörg (Hg.) 2001: Grundlagen des Performativen, Weinheim/München.
Wulf, Christoph/Zirfas, Jörg (2007): Performative Pädagogik und performative Bildungstheorien, in: dies.: Pädagogik des Performativen. Theorien. Methoden, Perspektiven, Weinheim/Basel, S. 7-40.
Wulf, Christoph/Zirfas, Jörg (Hg.) 2004: Die Kultur des Rituals. Inszenierungen. Praktiken. Symbole, München.
20.04.2023
Inhaltliches, Organisatorisches, Formales
27.04.2023
Performativität als Herstellung von Wirklichkeit durch die un/freiwillige, wiederholte (Wieder-) Aufführung/Anrufung von gesellschaftlich anerkannten Konventionen
Austin, John 1979 [1962]: How to do things with words. Oxford. (Deutsche Ausgabe: Zur Theorie der Sprechakte, Stuttgart.
)
Austin, J. L. 1986: Performative Äusserungen, in: J. L. Austin, Gesammelte philosophische Aufsätze, Stuttgart, S. 305-327.
von der Idee, dass Sprache beschreiben würde und ein Satz auf wahr/falsch zu prüfen wäre
zu der Leitdifferenz konstative vs. performative Äusserungen
über eine dreiteilige Unterscheidung Lokution - Illokution - Perlokution
zu einem Verzicht auf Klassifizierung und
einem umbrella term
"Die konstatierende Äusserung, unter dem bei Philosophen so beliebten Namen der Aussage, hat die Eigenschaft, wahr oder falsch zu sein. Demgegenüber kann die performative Äusserung niemals eins von beiden sein, sie hat vielmehr eine eigene Funktion: sie wird zum Vollzug einer Handlung gebraucht. Eine solche Äusserung tun, ist die Handlung vollziehen, eine Handlung, die man vielleicht kaum, zumindest nicht mit gleicher Präzision, auf andere Weise vollziehen könnte."
Austin, J. L. 1968: Performative und konstatierende Äusserung, in R. Bubner (Hg.): Sprache und Analysis. Texte zur englischen Philosophie der Gegenwart, Göttingen, S. 140-153, hier: S. 140.
"Jeder würde sagen, dass ich mit diesen Äusserungen etwas Bestimmtes tue (natürlich nur unter passenden Umständen); dabei ist klar, dass ich mit ihnen nicht beschreibe, was ich tue, oder feststelle, dass ich es tue; den Satz äussern heisst: es tun."
Austin, J. L. 2002: Zur Theorie der Sprechakte, Stuttgart, S. 29.
"Wenn wir performative Äusserungen tun, dann kann man ganz vernünftiger Weise sagen, dass wir ’Handlungen vollziehen’ [...]."
Austin 2002, S. 42f.
"Unterscheidung zwischen Tun und Sagen"
Austin 2002, S. 65.
"Wir handeln also nicht nur, dadurch dass wir sprechen, sondern wir handeln auch, indem wir sprechen."
Krämer, Sybille 2003: Was tut Austin, indem er über das Performative spricht? Ein anderer Blick auf die Anfänge der Sprechakttheorie, in: J. Kertscher / D. Mersch (Hg.), Performativität und Praxis, München, S. 19-33, hier: S. 19.
Weitere Kennzeichen nach der 2. Sitzung: Souveränität, Verkörperung, Unbeirrbarkeit
Weitere Kennzeichen nach der 3. Sitzung: Bereitschaft, Zugewandtheit
Weitere Kennzeichen: Markierungen, Unterscheidungen, Entscheidungen
An der Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Professur (W2) auf Zeit (6 Jahre/tenure track) für Tanz und Performance zu besetzen >>
Berlin, 29.4.2023
Lorraine O’Grady: Art Is..., Performance 1983 >> , summary >>
Fountain, Foto von Alfred Stieglitz, 1917 Bildquelle >>
Judith Butler: Körper als unfreiwilliger, zwanghafter, performativer Effekt einer diskursiven Praxis
1990: Gender Trouble. Feminism and the subversion of identity
1993: Bodies that matter
1993: Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt/Main.
1995: Für ein sorgfältiges Lesen, in: S. Benhabib, J. Butler, D. Cornell & N. Fraser (Hg.): Der Streit um Differenz. Feminismus und Postmoderne in der Gegenwart, Frankfurt/Main, S. 122-132.
1997: Excitable Speech. A Politics of the performance
1997: Körper von Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts, Frankfurt/Main.
2006: Hass spricht. Zur Politik des Performativen. Frankfurt/Main.
"Wir tun Dinge mit der Sprache, rufen mit der Sprache Effekte hervor, und wir tun der Sprache Dinge an; doch zugleich ist Sprache selbst etwas, was wir tun. Sprache ist ein Name für unser Tun, d.h. zugleich das, was wir tun (der Name für die Handlung, die wir typischerweise vollziehen) und das, was wir bewirken; also die Handlung und ihre Folgen."
Butler 2006, S. 18.
"Auch in Austins Theorie der Performativität wird das Subjekt als souverän hingestellt." Butler 2006, S. 74
"Geschlechtsidentität ist das Ergebnis einer rituellen Wiederholung, die sowohl das Risiko des Scheiterns birgt, als auch sich langsam sedimentieren und festigen kann." Butler 2006, S. 74.
"Lässt sich Iterabilität bzw. die Zitathaftigkeit der Äusserungen nicht gerade als das metaleptische Verfahren beschreiben, mittels dessen das Subjekt, das die performative Äusserung ’itiert’, als nachträglicher und fiktiver Ursprung dieser Äusserung hergestellt wird? Das Subjekt, das gesellschaftlich verletzende Worte äussert, wird erst von der langen Kette verletzender Anrufungen mobilisiert: Es erlangt einen vorläufigen Status, in dem es die Äusserungen zitiert und sich damit selbst als Ursprung der Äusserung schafft. Dieser Subjekt-Effekt ist aber nur eine Folge des Zitierns, ein abgeleiteter Effekt einer nachträglichen Metalepse, die das aufgerufene geschichtiche Vermächtnis von Anrufungen im Subjekt als Ursprung der Äusserungen verbirgt."
Butler 2006, S. 75.
"Der Sprechakt ist nicht einfach nur in eine Praktik eingebettet, sondern er ist selbst eine ritualisierte Praktik. Das heisst, dass eine performative Äusserung nur soweit funktioniert, wie sie aus ermögichenden Konventionen, durch die sie mobiliert wird, schöpft und diese zugleich verdeckt."
Butler 2006, S. 78.
GDR Television Ballet - Glass dream | DDR Fernsehballett - Glastraum | East Germany, 1988
11.5.2023
Krönung King Charles III. "und seiner Gemahlin Camilla zu König und Königin des Vereinigten Königsreiches und des Commonwealth", 6.5.2023, Westminster Abbey, London >>
Jacques Derrida: Signatur Ereignis Kontext. In: Peter Engelmann (Hg.): Randgänge der Philosophie, Passagen, Wien 1988.
"Aufgrund seiner wesenmäßigen Iterabilität kann man ein schrifltiches Syntagma immer aus der Verkettung, in der es gefasst oder gegeben ist, herausnehmen, ohne dass es dabei alle Möglichkeiten des Funktionierens und genau genommen alle Möglichkeiten der ’Kommunikation’ verliert. Man kann ihm eventuell andere zuerkennen, indem man es in andere Ketten einschreibt oder es ihnen aufpropft. Kein Kontext kann es abschließen. Noch irgendein Code, wobei der Code hier gleichzeitig die Möglichkeit und die Unmögichkeit der Schrift, ihrer wesensmäßigen Iterabilität (Wiederholung, Andersartigkeit) ist."
Derrida 1988, S. 27.
"Die performative Dimension der Konstruktion ist genau die erzwungene unentwegte Wiederholung der Normen. In diesem Sinne existieren nicht bloss Zwänge für die Performativität; vielmehr muss der Zwang als die eigentlich Bedingung für Performativität neu gedacht werden. Performativität ist weder freie Entfaltung noch theatralische Selbstdarstellung, und sie kann auch nicht einfach mit darstellerischer Realisierung [performance] gleichgesetzt werden. Darüber hinaus ist Zwang nicht notwendig das, was der Performativität eine Grenze setzt; Zwang verleiht der Performativität den Antrieb und hält sie aufrecht.
Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, möchte ich deutlich machen, dass Performativität nicht ausserhalb eines Prozesses der Wiederholbarkeit verstanden werden kann, ausserhalb einer geregelten und restringierten Wiederholung von Normen. Und diese Wiederholung wird nicht von einem Subjekt performativ ausgeführt; diese Wiederholung ist das, was ein Subjekt ermöglicht und was die zeitliche Bedingtheit für das Subjekt konstruiert. Diese Wiederholung impliziert, das die ’performative Ausführung’ keine vereinzelte ’Handlung’ oder ein vereinzelte Vorkommnis ist, sondern eine ritualisierte Produktion, ein Rital, das unter Zwang und durch Zwang wiederholt wird [...]."
Butler 1997, S. 133.
60. Theatertreffen Berlin, 12. bis 29.5.2023 >>
10 Treffen >>
CONF: Strategies for Acquiring and Presenting Live Performances (Geneva, 8-9 Jun 23) >>
Mamco (Musée d’Art Moderne et Contemporain), 10, rue des Vieux-Grenadiers 1205 Genève
Organisation: Phila Bergmann, Rachel Mader and Siri Peyer >>
25.5.2023
Mierle Laderman Ukeles
Maintenance-Manifest 1969 >>
Maintenance Art: Personal Time Studies: Log, 1973
Washing/Tracks/Maintenance: Outside, 23. Juli 1973, Wadsworth Atheneum Museum of Art Connecticut >>
Touch Sanitation, 1977-80
Oxfam-Studie >> und >>
Unbezahlte häusliche Arbeit für Frauen eine Armutsfalle, DLF, 20.1.2020 >>
"Dear Reader,
This is a story of seven public projects - work ballets - by an artist crazy about the public domain as our common home, wild about public systems, infrastructure, and public workers. I tried to provoke the limits of severely restricted work systems, to pry all this open a bit, to spring service workers out of frozen cliches, to sing out that they are all part of creating a culture that is alive."
Mierle Laderman Ukeles in Seven Work Ballets >>
1.6.2023
Erving Goffman 1959: The presentation of self in everyday life, New York.
Erving Goffman 1983: Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag, München (The Presentation of Self in Every-day Life.)
Erving Goffman 1994: Die Interaktionsordnung, in: ders.: Interaktion und Geschlecht, Frankfut/Main, New York, S. 50-104.
GDR Television Ballet - Glass dream | DDR Fernsehballett - Glastraum | East Germany, 1988
Jan Hammer - Crockett’s Theme (Miami Vice)
8.6.2023
Klatschen als Enactment, Praxis, Praktik, Performance ...
15.6.2023
Performing als Practicing: Selbstperformierungen als Performierungen des Selbst, als Selbst, von Selbst, durch Selbst:
Was ist praxeologisch ein Selbst?
Cornelia Schleime - Werkverzeichnis: Das performative Schaffen in der DDR, 1978-1984 >>
Reenactment
Inke Arns / Gabriele Horn (2007): History will repeat itself. Strategien des Reenactment in der zeitgenössischen (Medien) Kunst und Performance, Frankfurt/Main.
Jens Roselt / Ulf Otto (Hg.) 2012: Theater als Zeitmaschine. Zur performativen Praxis des Reenactments. Theater- und kulturwissenschaftliche Perspektiven, Bielefeld:
- Verrücken von vertrauten Interpretationsmustern
- Thematisierung der medialen Konstruiertheit von Geschichte
- sinnliches Verfahren als Praxis der Teilhabe und der Verkörperung
- spezifisch zeitgenössische Geste
- Geschichte als Erlebnisraum und Körper als Gedenkstätte
- Übertragung kommunaler Zusammenhänge in individualisierte Erlebnisse
- Ereignishaftigkeit der Medien eingebaut
- Übersetzung von Vorbildern in materielle Erfahrungsräume
- Aneignung von Erfahrungbildern erzeugt mediale Nachbildungen
ausserdem:
- neue Zeitentwürfe
- Thematisierung von Geschichte, Vergangenheit, Gegenwart
- Thematisierung von Erinnerung
- Thematisierung von Repräsentationsfragen
Preenactment
Adam Czirak / Sophie Nikoleit / Friederike Oberkrome / Verena Straub / Robert Walter-Jochum / Michael Wetzels (Hg.) 2019: Performance zwischen den Zeiten. Reenactments und Preenactments in Kunst und Wissenschaft, Bielefeld >>
Marchart, Oliver 2019: Conflictual Aesthetics. Artistic Activism and Public Sphere, Berlin:
Pre-enactment ist a "term for the artistic anticipation of a political event to come" (S. 177)
"The future society is brought into existence in the very moment in which it is pre-enacted." (S. 186)
Während das Konzept des Reenactments als eine Vergegenwärtigung von Vergangenem durch Wieder-Holung verstanden werden kann und damit aber auch immer eine prospektive Dimension enthalten ist (der Blick von heute auf das gestern auch für das morgen), geht es bei den Preenactments um die Erprobung und Herstellung hypothetischer Zeit- und Räumlichkeiten und möglicher Realitäten im Kontext des Retrospektiven (der Blick von heute in das morgen auch für das gestern).
Das Zukünftige wird im Kontext der Vergangenheit in der Gegenwart verhandelt.
Zukünftiges wie "die" Zukunft wird durch die Schleifen und Windungen der "time-loops" (Marchart) der Preenactments herausgetastet, herausgefiltert, angereichert, angelegt, konfiguriert, präfiguiert, extrapoliert. Das Zukünftige wird performativ, genauer formuliert pre-formativ verhandelt, es wird damit gestalt- und planbar, also eben nicht nur imaginier- und antizipierbar.
22.6.2023
DDR-Aktionskunst: Im Argusauge der Stasi, Ingeborg Ruthe, 15.06.2023, in: FR >>
John Baldessari: Teaching A Plant The Alphabet, 1972 >>
Martha Rosler: Semiotics of the Kitchen, 1975.
Martha Rosler: Semiotics of the Kitchen, 1975, ab 4:58.
Fight the REAL Enemy! Bob Marley’s War, performed by Sinéad O’Connor, @ Saturday Night Live, 1992
Sinead O’Connor, War LIVE @ Bob Dylan 30th Anniversary, 1992