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Hauptseminar BA + Hauptseminar Master
Prof. Dr. Birte Kleine-Benne:
Betriebssystem Kunst



Donnerstag, 16 bis 18 Uhr
Beginn: 25.4.2019
Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Kunstgeschichte, Zentnerstr. 31, Raum 004



Gefördert vom Praxisbüro des Departments Kunstwissenschaften der LMU München. Vielen Dank dafür!



"Can an Outsider Artist Win His $100 Million Lawsuit Against NYC's Five Major Museums?", fragt Hyperallergic und verfestigt mit der Gegenüberstellung Outsider vrs. Major die Machtordnung: Robert Cenedella klagt Mitte Dezember 2018 gegen das Metropolitan, Whitney, Guggenheim, MoMA und New Museum, diejenigen KünstlerInnen zu ignorieren, die nicht von einer kleinen Gruppe kommerzieller Galerien (Gagosian, Pace, David Zwirner, Marian Goodman und Hauser & Wirth) vertreten würden. Mit dieser Kartellbildung würde gegen die Antitrust-Gesetze verstoßen, Studien von 2015 und 2018 über einen mehrjährigen Zeitraum hatten diese Verbindung bereits statistisch belegt.
In ihren Dokumentarfilmen, Vortragsperformances und Textpublikationen wie beispielsweise in Is the Museum a Battlefield von 2013 setzt sich Hito Steyerl mit den Kämpfen um politische, finanzielle und wirtschaftliche Vorherrschaft im Museum auseinander, in die auch sie als Künstlerin durch ihre SammlerInnen und SponsorInnen verstrickt ist. In ihrem Video "Duty Free Art" deckt Steyerl anhand von WikiLeaks-Dokumenten auf, dass und wie sich der Louvre und das British Museum dem syrischen Regime als Museumplaner andienen. 2017 führte Steyerl die von ArtReview erstellte Rangliste Power 100 an.
Auf der Art 39 Basel präsentiert die Galerie Klosterfelde das Video "Kunstmarkt TV" (2008) von Christian Jankowski, in dem Jankowski den Kunstmarkt mit Home Shopping koppelt und Kunstwerke von KollegInnen anpreisen lässt. Mit "Dienstbesprechung" (2008), "The Perfect Gallery" (2010), "Staatsgeschenke" (2010) und anderen Videos durchquert Jankowski den Kunstbetrieb, um einzelne Systemstellen zu extrahieren und diese empirisch auf ihre Relationen, Abhängigkeiten und Verfestigungen zu untersuchen.

Hierbei handelt es sich um nur drei KünstlerInnen, die sich in ihrer Arbeit mit dem Kunstsystem, genauer mit dem Betriebssystem Kunst auseinandersetzen - ein Terminus Technicus, der 1994 von Thomas Wulffen in den Kunstdiskurs eingeführt wurde und in computerisierender Analogie davon ausgeht, dass ein operativer Hintergrund die nicht statischen Prozesse und Regeln steuert. Dabei verspricht uns Kunst doch einen Raum für Ungehorsam und Regelverstöße, für Deregulierungen derer, die erscheinen, sprechen und handeln dürfen, und geriert sich funktional als ein Ort der Sehnsucht, Utopie und Freiheit. Anhand einer Auswahl weiterer künstlerischer Arbeiten (von Banksy, ubermorgen, ZPS u. a.), von bereits kunsthistorisch kanonisierten Arbeiten (von Buren, Haacke, Fraser, Sollfrank u. a.), von Kunstausstellungen, Filmen (The Square, 2017, Die Kunst des toten Mannes, 2019) und einschlägigen Texten wie von Brian O'Doherty (1976), Michel Foucault (1977), Pierre Bordieu (1982), Niklas Luhmann (1994) und Andrea Fraser (1995) wollen wir uns denjenigen Prozessen und Regeln anzunähern versuchen, nach denen das Betriebssystem Kunst aufgestellt ist - oder treffender formuliert, aufgestellt zu sein scheint: Denn angesichts aktueller Ereignisse, von Kunstabhängungen (Manchester Art Gallery, Tate Gallery), KI-kreiierten Bildversteigerungen bei Christie's ("Edmond de Belamy" von Obious/Robbie Barrat), geforderten Kunstzerstörungen ("Open casket" von Dana Schutz) und Kunstverwerfungen (Volksbühne Berlin, Haus der Kunst, Humboldt-Forum) scheint das Betriebssystem Kunst alles andere als eindeutig, vorraussagbar und zuverlässig definierbar zu sein.





Freakedenough, Eigenes Werk, 2012, CC BY-SA 3.0







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Bitte mailen Sie mir am Anfang der Woche, in der Ihr etwa 20-minütiges Referat stattfindet, die Gliederung Ihres Referats.
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