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Blockseminar
Prof. Dr. Birte Kleine-Benne:
Die documenta 1 bis fifteen deinstitutionalisieren



Organisatorisches am Freitag, 22.4.2022, 12:30 bis 15:00 Uhr
Einführung und Referatsvergabe am Freitag, 20.5.2022, 12:30 bis 15:00 Uhr
2 Blocktermine freitags und samstags: 10./11.6.2022 und 1./2.7.2022
freitags, 15:15-18:30 Uhr, samstags 13:30 bis 18:30 Uhr

Bauhaus-Universität Weimar, Fak. Kunst und Gestaltung
Marienstraße 1b, Projektraum 201

ggf. Teilnahme an der Exkursion zur documenta fifteen vom 18. bis 20.6.2022 >>



"Neben der Dekarbonisierung und Dekolonisierung ist die Deinstitutionalisierung ein weiteres großen Anliegen [...]. Institutionen müssen den Mut aufbringen, ihre Funktionsweise zu überdenken." (Lesly Lokko)

Diesen Mut brachte 2021 die Ausstellung "documenta. Politik und Kunst" im Deutschen Historischen Museum Berlin auf, indem sie die positivistisch erzählte Geschichte der ersten zehn documenten seit ihrer Gründung 1955 in Bewegung versetzte: Es habe weder eine Stunde Null nach der NS-Herrschaft noch eine Rehabilitierung vergessener, verfolgter oder ermordeter Künstler*innen und ihrer Werke stattgefunden; die erste documenta zeige eine perfides "Theoriegebäude, das nicht zuletzt darauf ausgerichtet war, den Holocaust und die Kriegsverbrechen aus der Kunstgeschichte auszuradieren"; dem Spiritus rector der documenta Werner Haftmann wurde wie der Hälfte derjenigen, die an der Organisation der ersten documenta mitwirkten, eine NSDAP- und SA-Mitgliedschaft nachgewiesen.

Sind Institutionen Instrumente, die erfunden wurden, um Veränderungen aufzuhalten (Lokko 2022)? Bedeutet deinstitutionalisieren, ein/e Spielverderber/in und/oder ein/e Institutionsmechaniker/in (Sara Ahmed 2021) zu werden? 2005 definierte Andrea Fraser die Institutional Critique als eine "Methodologie kritisch-reflexiver Ortsspezifizität": kritisch wegen des ausgewiesenen Ziels, den Ort zu verändern, statt ihn zu bekräftigen; reflexiv wegen des Einschlusses unserer Beziehungen zu den Orten in die Verhältnisse des Ortes; ortsspezifisch wegen des Interesses an Herrschaftsformen. Kritik in diesem Sinne bedeutet immer, die Frage nach den Machtverhältnissen zu stellen und sich selbst inmitten dieser zu situieren.

Wir werden die bisherigen documenten wie auch die aktuelle documenta fifteen deinstitutionalisieren, um an ihren Beispielen dynamische Wissens-, Wahrheits- und Machtkomplexe im 20. und 21. Jahrhundert zu bestimmen, die Kunst, Kunst-/Geschichte und Politik zusammen denken lassen. Edward Said stellte 1997 zur dX fest, dass die Trennlinien nicht so eindeutig seien, wie sie behauptet würden, wenn wir zwischen Kunst und Politik, Kunst und Nichtkunst, Autonomie und Funktion, Zentrum und Peripherie unterscheiden.




Detailaufnahme aus der Ausstellung "documenta. Politik und Kunst" im Deutschen Historischen Museum Berlin >>, 2021.



Leistungsnachweis:
1. regelmäßige und aktive Teilnahme (mind. 80%)
2. Präsentation einer documenta im Team
3. Verschriftlichung der Präsentation als Hausarbeit zum Semesterende (BA: 5.000 Wörter, Dipl/MA.: 7.000 Wörter)



Empfehlungen zum wissenschaftlichen Schreiben >>
hier: Hinweise zum wissenschaftlichen Arbeiten und Abfassen von Seminararbeiten, z.B. des Instituts für Kunstgeschichte der LMU München >>
Hier finden Sie auch: offene Software, Public Domain Bilder, Online-Recherche-Tools etc.







Themenfelder:

1.: Methodisieren: Deinstitutionalisieren, Institutionskritisieren, Killjoy

2.: Aktualisieren: Die aktuelle documenta fifteen

3.: Historisieren: Die bisherigen documenten 1 bis 14

4.: Interviews mit Akteur*innen früherer documenten oder der jetzigen documenta

5.: Eigene (künstlerische?) Strategien im Umgang mit Institutionen



Unser vorläufiges Seminarprogramm:

1. Slot 10./11.6.2022
Aktuelles zur documenta fifteen
Lars Blum: Antisemitismus-Vorwürfe gegen die documenta fifteen und die Gründungsgeschichte der documenta
Isabella Lee Arturo: Killjoy und Complaint as a Method (Sara Ahmed)
Zita Frohloff: Deinstitutionalisieren
Hauke Scholz: Institutionskritik und Institutional Critique (Andrea Fraser)
Instituierende Praxen (Vgl. Gerald Raunig: Instituierende Praxen. Fliehen, Instituieren, Transformieren, in: transversal, 01.2006 >>. Vgl. ders.: Instituierende Praxen, No.2. Institutionskritik, konstituierende Macht und der lange Atem der Instituierung, in: transversal, 01.2007 >>
Natalia Paz Chávez Hoffmeister: Dekolonialisieren am Beispiel der Documenta11 (2002)
Vorbereitung der Exkursion

10.6.2022, 19h: Artist Talk mit Prinz Gholam (Teilnehmer der doc14 >>) @ NOVA Space im Kunsthaus Erfurt >>

Exkursion zur documenta fifteen 18.-20.6.2022 >>

2. Slot 1./2.7.2022
Aktuelles zur documenta fifteen
Nachbesprechung der Exkursion zur documenta fifteen
Lena Trost: Why morality is destined to fail. Der Versuch, die doc14 zu dekolonisieren.
Annika Schallenberg: Kuratorische Institutionskritik anhand der Ausstellung "documenta. Politik und Kunst" @ DHM Berlin, 18.6.2021 bis 9.1.2022 >>
Alina Trionow: Socially Engaged Art @ documenta am Beispiel von Joseph Beuys "Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung" und "Boxkampf für direkte Demokratie durch Volksabstimmung" 1972 >> und "7000 Eichen" 1982 >> sowie am Beispiel des Hugenottenhauses 2012, Theaster Gates >>
Eugénie Clément: Medieneinsatz Fotografie und Film auf der documenta 6 (1977)




zu 1.: Deinstitutionalisieren, Institutionskritik, Killjoy


Lesley Lokko, Tom Emerson, Tonderai Koschke, Sarah Maafi: Dekarbonisieren, dekolonisieren, deinstitutionalisieren, in: ARCH+ 246 Zeitgenössische feministische Raumpraxis (Februar 2022), S. 168-173 >>

Andrea Fraser 2005: Was ist Institutionskritik?, in: Texte zur Kunst, September, 15. Jhg., Heft 59, S. 86-89.
Andrea Fraser: Von der Kritik der Institution zur Institution der Kritik (From the Critique of Institutions to an Institution of Critique), in: Artforum 44, no. 1, September 2005, S. 278-283.

Sara Ahmed 2010: Killing Joy: Feminism and the History of Happiness, in: Signs, Vol. 35, No. 3 (Spring), S. 571-594 (24 pages), Published by: The University of Chicago Press, Stable URL: >>
Blog feministkilljoys >>
Feminist Ears, June 1, 2022, feministkilljoys >>
Complaint as a Queer Method, 24.3.2022 >>





Transinflable Requiem - Red Comunitaria Trans from Tomas Espinosa on Vimeo.





zu 2.: Die aktuelle documenta fifteen


documenta fifteen >>
über >>
lumbung >>
Youtube Channel der doc fifteen: >>

Generaldirektion, unterstützt von einem fünfköpfigen künstlerischen Team
Generaldirektorin bis 16. Juli 2022: Sabine Schormann
Interims-Geschäftsführung: Alexander Farenholtz
Künstlerische Leitung: ruangrupa
Künstlerisches Team: Gertrude Flentge, Ayse Gülec, Frederikke Hansen, Lara Khaldi, Andrea Linnenkohl
documenta Kommission: Ute Meta Bauer, Charles Esche, Amar Kanwar, Frances Morris, Gabi Ngcobo, Elvira Dyangani Ose, Philippe Pirotte, Jochen Volz
Expertengremium: Nicole Deitelhoff, Marion Ackermann, Julia Bernstein, Marina Chernivsky, Peter Jelavich, Christoph Möllers, Facil Tesfaye

Antisemitismusvorwürfe gegen die documenta, u.a. hier >>
Stellungsnahme zur aktuellen Berichterstattung über Antisemitismus-Vorwürfe >>: "Jede Form von Antisemitismus oder antisemitischen Äußerungen, seien sie direkt oder indirekt, werden von der documenta abgelehnt und nicht toleriert."
Antisemitismus bei documenta15: Rassismus und "Islamophobie", Stephan Grigat, in: taz, 26.4.2022 >>
...

We Need To Talk! ART - FREEDOM - SOLIDARITY, am 8.5., 15.5. und 22.5.2022, 14 bis 17 Uhr >>
Livestream über Youtube >>
8.5.22: Blank Spots 1: Antisemitismus und Rassismus in Deutschland heute
15.5.22: Blank Spots 2: Zur Rolle von Antisemitismus und Anti-Antisemitismus im postkolonialen Diskurs
22.5.22: Blank Spots 3: Was ist Anti-Muslimischer und Anti-Palästinensischer Rassismus?



Zoom Meeting Emily Dische Becker On Antisemitism Debatte, Zoom Meeting 1.6.2022 >>



Chronologischer Verlauf der bisherigen Debatte: Unser Pressespiegel >>



The Collective Eye: In Conversation with ruangrupa. Thoughts on Collective Practice.
Eds. The Collective Eye / Dominique Lucien Garaudel, Heinz-Norbert Jocks, Emma Nilsson; and Matthias Kliefoth
German and English edition
Softcover, 17 × 24 cm
192 pages, 82 color images
ISBN 978-3-95476-466-2 (English edition)
ISBN 978-3-95476-465-5 (German edition)
24 EUR / 35 USD
Release June 2022
The publication is available >>

The History of Conscious Collectivity Behind Ruangrupa, Elly KentFeatures, 06 July 2022, in: ArtReview Asia >>



Open Letter Sobat Sobat, 22.8.2022 >>



zu 3.: Die bisherigen documenten 1 bis 14



Dan Perjovschi, How it goes, Kunstverein Hamburg, 2007.



documenta-Archiv >>

documenta @Wikipedia >>
documenta 1, 1955 >>
documenta II, 1959 >>
documenta III, 1964 >>
4. documenta, 1968 >>
documenta 5, 1972 >>
documenta 6, 1977 >>
documenta 7, 1982 >>
documenta 8, 1987 >>
Documenta IX, 1992 >>
documenta X, 1997 >>
Documenta11, 2002 >>
documenta 12, 2007 >>
dOCUMENTA (13), 2012 >>
documenta 14, 2017 >>
documenta fifteen, 2022 >>



Oliver Marchart
HEGEMONY MACHINES

documenta X to fifteen and the Politics of Biennalization
OnCurating.org >>
ISSN 2673-2904 (Online)
ISSN 2673-2955 (Print)
Launch 7.7.2022
pdf-Download >>



Vergessen und vergessen gemacht. Die erste documenta 1955 sollte auch eine Kunst rehabilitieren, die unter den Nationalsozialisten verfolgt wurde. Aber tat sie das wirklich?, Julia Hubernagel, in: taz, 31.5.2022 >>



Ausstellung documenta. Politik und Kunst, DHM Berlin, 18.6.2021 bis 9.1.2022 >>

Dokumentation der Ausstellungsszenografie von chezweitz GmbH, Berlin >>

Ausst.-Katalog >>

4 Themenblöcke
- Nationalsozialistische Spuren (Ausst.-Katalog 2021, S. 61-103)
- Der Westen als politisches und kulturelles Programm (ebd., S. 105-155)
- Der "Osten" als das Andere der Moderne (ebd., S. 157-213)
- Die documenta in der Bundesrepublik (ebd., S. 215-265)


#DHMdocumenta. documenta. Politik und Kunst, DHM Berlin, 18.6.2021 bis 9.1.2022

Symposium documenta. GESCHICHTE / KUNST / POLITIK, 15.10.2019 >>


Eröffnungsrede Raphael Gross, 15.10.2019

Diskursprogramm Podcasts >>
- "nicht ein einziger": Werner Haftmanns Einladungs- und Erinnerungspolitik
- Die Ermordeten und die Verdrängten: Die documenta und der NS
- Die "Nichtkünstler" im benachbarten Deutschland: Die documenta und der "Osten"


documenta + Bertolt Brecht, 2021


documenta + Jawad Selim 2021


documenta + Harald Szeemann, 2021

Rezension des Ausst.-Kat. >>

ttt vom 20.6.2021 (verfügbar bis 20.6.2022) >>

Kunst und Politik - von documenta bis Restitution
ARD Audiothek >>
Apple Podcasts >>
1. documenta I: Imagewechsel >>
2. Der real existierende Kapitalismus >>
3. Propaganda braucht Profis >>
4. Erlös oder Erlösung? >>

ostKUNSTwest
deutsch-deutsche Kunstgeschichten >>
zehn Podcastfolgen >>
ostKUNSTwest: Documenta - 1950er Jahre >> und >>



1. Sitzungsblock 10./11.6.2022


#RKW_talk #RelevanteKunstwissenschaften am 13.12.2021 mit #ThorstenSchneider & #WolfgangBrauneis zu #Kunst und #Kunstgeschichte in der #NachkriegsBRD >> und >>

Zweiter Historikerstreit in D 2021/22, ein Überblick Teil 1, 19.3.-31.5.2021 >>
Teil 2, 23.5.-18.6.2021 >>

Plädoyer der Initiative GG 5.3 Weltoffenheit gegen den BDS-Beschluss des Bundestags, 11.12.2021 >>



Institution
nach Douglass C. North:
Institutionen als die Spielregeln einer Gesellschaft, die sowohl formale, staatliche Regeln (wie Verfassungen und Gesetze), als auch informelle Regeln (wie Verhaltenskodizes, Verhaltensnormen und Konventionen) umfassen und von den Teilnehmer*innen durchgesetzt werden.
Vgl. Douglass C. North: Institutions, institutional change and economic performance, Cambridge 1990, S. 3, 36.

"It's not a question of inside or outside, or the number and scale of various organized sites for the production, presentation, and distribution of art. It's not a question of being against the institution: We are the institution. It's a question of what kind of institution we are, what kind of values we institutionalize, what forms of practice we reward, and what kinds of rewards we aspire to."
Andrea Fraser: From the Critique of Institutions to an Institution of Critique, in: Artforum International, Bd. 44, September 2005, H. 1, S. 100-106, hier S. 104.

Instituierende Praxen
Vgl. Gerald Raunig: Instituierende Praxen. Fliehen, Instituieren, Transformieren, in: transversal, 01.2006 >>.
Vgl. ders.: Instituierende Praxen, No.2. Institutionskritik, konstituierende Macht und der lange Atem der Instituierung, in: transversal, 01.2007 >>

Andrea Fraser 2005: Was ist Institutionskritik?, in: Texte zur Kunst, September, 15. Jhg., Heft 59, S. 86-89.
Dies. 2005: From the Critique of Institutions to an Institution of Critique, in: Artforum 44, no. 1, September, S. 100-106.

Karen Archey: After Institutions, 2022, Dijon/France >>



Institutional Critique: Genre, Methodologie und/oder Praxis?!?

Johannes Meinhardt, in: DuMonts Begriffslexion zur zeitgenössischen Kunst, hrg. von Hubertus Butin, 2002, S. 126-130:
"Institutionskritik als Haltung in der Kunst bezeichnet künstlerische Arbeiten und Verfahrensweisen, welche die gesellschaftlichen und institutionellen Rahmenbedingungen der Herstellung und des Gebrauchs von Kunst analytisch untersuchen." (126)

3 Generationen bzw. 2 Generationen und eine weitere Periode oder ein Postscriptum ("Institutional Critique and After") und ein Vorschlag:
1960/70er, Ende 1980er/Anfang 1990er Jahre, nach 2005, heute


1. Generation:
Interesse an der Institution Museum als dem dominierenden Definitions- und Machtfaktor in der kulturellen Ökonomie: der weiße, vorgeblich neutrale Ausstellungsraum und dessen Form und Funktion als materieller und immaterieller Rahmen einer Kunstsetzung, Raumprinzipien und inszenatorische Komponenten als Konstitutive

Daniel Buren
April 1968, Musée d'Art Moderne de la Ville Paris
Oktober 1968, Galleria Apollinaire Mailand
1975, Städtisches Museum Mönchengladbach
Daniel Buren 1970: The Function of the Museum (Oxford: Museum of Modern Art, 1973).
"Die Nicht-Sichtbarkeit oder das Nicht-Nennen, Nicht-Aufdecken der Träger (Keilrahmen, Plazierung, Sockel, Rahmen, Rückseite, Preis usw. eines Werkes) ist also nicht ohne Belang oder ohne Absicht, gar 'natürlich', wie man uns glauben machen will; vielmehr ist es eine absichts- und bedeutungsvolle Maskierung, eine Verschleierung, die von der bürgerlichen Ideologie bewusst und mit aller Kraft betrieben sowie mit allen Mitteln aufrechterhalten wird. Hier wird 'die Wirklichkeit der Welt zu einem Bild der Welt und die Geschichte zur Natur' transformiert."

Marcel Broothaers, Musée d'Art Moderne, Departement des Aigles, 1968-1972

Les Levine, White Sight, Januar 1969, Fischbach Gallery, New York
Christo, Januar bis März 1969, Museum of Contemporary Art, Chicago
Robert Barry, März 1970, Eugenia Butler Gallery, Los Angeles
Michael Asher, 1974, Claire Copley Gallery, Los Angeles

Seth Siegelaub
1968 Katalog Douglas Huebler
1969 July, August, September, 11 Künstler an 11 Orten
Juli/August 1970 Journal Studio International
1971 Artist's Reserved Rights Transfer and Sale Agreement, Bob Projanski >>

Weiteres: Lippard, Lucy R. 1997: Six Years: The dematerialization of the art object from 1966 to 1972.

Brian O'Doherty, Inside the White Cube, 1976, 3-teilige Essayfolge in Artforum International: Inside the White Cube: Notes on the Gallery Space (März 1976), The Eye and the Spectator (April 1976) und Context as Content (November 1976)
O'Doherty, Brian 1986: Inside the White Cube. The Ideology of the Gallery Space, San Francisco.
O'Doherty, Brian 1996: In der weißen Zelle. Inside the White Cube, hg. von Kemp, Wolfgang, Berlin.

avant la lettre
Yves Klein, Le Vide, April 1958, Galerie Iris Clert, Paris
Arman, Le Plain, Oktober 1960, Galerie Iris Clert, Paris

Kurt Schwitters: Merzbau in Hannover (1923 bis 1943)
Marcel Duchamp: Januar/Februar 1938, Exposition Internationale du Surréalisme: One thousand two hundred coal bags
Marcel Duchamp: Oktober/November 1942, First Papers of Surrealism in New York City, 451, Madison Av.: Sixteen Miles of String


2. Generation:
gesellschaftliche Stellung und Funktion von Kunst, Ausstellungsort und dessen Funktion im Ausstellungsbetrieb, kuratorische Praxis und Bezügen zur Rezeption von Kunst. Spezifische Institutionen, diskursive Praxen, Strukturen, Regeln, Mechanismen und Machtverhältnisse, unter denen Kunst produziert, präsentiert, rezipiert und gehandelt wird Untersuchung konstituierender Rahmenbedingungen Museen, Galerien, Auktionshäuser, Privatsammlungen, Großausstellungen und Messen, Kataloge, Kunstmagazine, die Kunstkritik, die Kunstgeschichte...

Whatever Happened to the Institutional Critique? 1993
Galerie American Fine Arts, New York, kuratiert von James Meyer, mit Gregg Bordowitz, Tom Burr, Mark Dion und der Chicago Urban Ecology Action Group, Andrea Fraser, Renée Green, Zoe Leonard und Christian Philipp Müller
ausserdem: Fareed Armaly, Maria Eichhorn, Peter Fend, Fred Wilson und Rirkrit Tiravanija

Andrea Fraser, Museum Highlights: A Gallery Talk, 1989

Nicola Price, 24.3.2018, zu Andrea Frasers Museums Highligts, 1989 --> 12:38 bis 16:52

Andrea Fraser, Projekt in zwei Phasen, 1994/1995, EA Generali Foundation, Wien
Maria Eichhorn, Arbeit / Freizeit, Generali Foundation, Wien 1997
Rirkrit Tiravanija, Food Pieces wie Untitled, 1992 (free) oder Untitled, 1995 (still)



Institutional Critique and After: Institutionskritik nicht als Genre, sondern als Methode und (kritische) Praxis

2005 bis 2008/9: transform des European Institute for Progressive Cultural Policies >>

Andrea Fraser 2018: 2016 in Museums, Money, and Politics







Andrea Fraser 2005: From the Critique of Institutions to an Institution of Critique, Artforum, September, No. 1, S. 278-283.
Andrea Fraser 2005: Texte zur Kunst, September, 15. Jhg., Heft 59, S. 86-89:
"Institutionskritik als eine Methodologie kritisch-reflexiver Ortsspezifizität"

- Ortsspezifisch: Statt eines Interesse z.B. an stofflichen, formalen oder architektonischen Aspekten von Orten und Räumen: Interesse an den Orten als gesellschaftliche Orte, strukturierte Formationen aus gesellschaftlichen Verhältnissen
- Reflexiv: In die Verhältnisse sind unsere Beziehungen zu diesem Ort und die gesellschaftlichen Bedingungen dieser Beziehung eingeschlossen
- Kritisch: Problematisierung des Ortes oder unseres Verhältnisses zu dem Ort, mit dem Ziel der Veränderung, statt der Bekräftigung oder Verstätigung). Absicht: Transformation der Manifestationen von Verhältnissen, insbes. das Hierarchische dieser Struktur, der Formen von Macht, Hierarchien und Gewalt

" [...] weil in die Inkraftsetzung von Verhältnissen zu intervenieren immer auch heisst, dass du selbst an ihrer Inkraftsetzung teilhast." (89)
"Wie alle gesellschaftlichen Felder ist das Feld der Kunst nicht nur in der Organisation wie Museen institutionalisiert und in Objekten vergegenständlicht. Vor allem ist es internalisiert, verkörpert und wird in dem vorgeführt, was Bourdieu Habitus nannte: die Kompetenzen, Dispositionen, Wahrnehmungs- und Praxisformen, Interessen und Ambitionen, die sowohl unsere Mitgliedschaft zu dem Feld definieren als auch unsere Fähigkeit, in ihm Effekte zu produzieren. Wir sind die Institution Kunst: Der Gegenstand unserer Kritiken, unserer Angriffe, ist immer auch in uns selbst." (89)



Michel Foucault 1978: Was ist Kritik?
"Dann ist die Kritik die Kunst der freiwillen Unknechtschaft, der reflektierten Unfügsamkeit." (15)
"In dem Spiel, das man die Politik der Wahrheit nennen könnte, hätte die Kritik die Funktion der Entunterwerfung." (15)
"Wie ist es möglich, dass man nicht derartig, im Namen dieser Prinzipien da, zu solchen Zwecken und mit solchen Verfahren regiert wird - dass man nicht so und nicht dafür und nicht von denen da regiert wird?" (11)
"Als erste Definition von Kritik schlage ich also die allgemeine Charakterisierung vor: die Kunst nicht dermaßen regiert zu werden." (12)
"Die Kritik also wird sagen: um unsere Freiheit geht es weniger in dem, was wir mit mehr oder weniger Mut unternehmen als vielmehr in der Idee, die wir uns von unserer Erkenntnis und ihren Grenzen machen." (17)
"Nicht regiert werden wollen heißt schließlich auch: nicht als wahr annehmen, was eine Autorität als wahr ansagt, oder jedenfalls nicht etwas als wahr annehmen, weil eine Autorität es als wahr vorschreibt." (14)

Jacques Rancière 2004: Ist Kunst widerständig?
"Zu widerstehen bedeutet, die Haltung desjenigen einzunehmen, der sich der Ordnung der Dinge entgegenstellt und dabei das Risiko, diese Ordnung durcheinander zu bringen, nicht anerkennt." (8)
"Sie (die Kunst) ist "der Ort eines unüberwindbaren Widerspruchs." (25f.)
"Damit der Widerstand der Kunst nicht in seinem Gegenteil verschwindet, muss er die unaufgelöste Spannung zwischen zwei Widerständen bleiben." (35)



Documenta 11, 2001-2002: Berlin, Wien, Neu-Delhi, St. Lucia, Lagos, Kassel
Künstlerischer Leiter: Okwui Enwezor
Ko-Kuratoren: Carlos Basualdo, Ute Meta Bauer, Susanne Ghez, Sarat Maharaj, Mark Nash, Octavio Zaya

Enwezor, Okwui: Die Black Box, in: Documenta 11_Plattform 5: Ausstellung, Katalog, Ostfildern-Ruit 2002, S. 42-55.

"Als diagnostisches Instrumentarium bemüht sich die Ausstellung aktiv, die Beziehungen, Verbindungen und Trennungen zwischen unterschiedlichen Realitäten in Szene zu setzen, zwischen Künstlern, Institutionen, Disziplinen, Genres, Generationen, Prozessen, Formen, Medien und Aktivitäten sowie zwischen Identität und Subjektivierung. Gegen die vermeintliche Reinheit und Autonomie des Kunstobjekts setzt die vielfach vernetzte Ausstellung einen neuen Begriff von Moderne, der auf den Ideen von Transkulturalität und Exterritorialität basiert. Damit ist das Ausstellungsprojekt der fünften Plattform weniger ein Gefäß für Gebrauchsobjekte als vielmehr die Zusammenfassung einer Pluralität von Stimmen, die materielle Reflexion über eine Reihe disparater und doch miteinander verknüpfter Aktionen und Prozesse." (Enwezor 2002, S. 55)

d11-Archiv >>
Platform1: Demokratie als unvollendeter Prozess, Berlin, 09.-30. Oktober 2001, Haus der Kulturen der Welt und Wien, 15. März-20. April 2001, Akademie der Bildenden Künste Wien >>
Platform 2: Experimente mit der Wahrheit: Rechtssysteme im Wandel und die Prozesse der Wahrheitsfindung und Versöhnung, Neu Delhi, 07.-21. Mai 2001, India Habitat Centre >>
Platform 3: Créolité und Kreolosierung, Hyatt Regency St. Lucia, St. Lucia, West Indies, 12.-16. Januar 2002 >>
Platform 4: Unter Belagerung: Vier afrikanische Städte, Freetown, Johannesburg, Kinshasa, Lagos, Goethe-Institute Inter Nationes Lagos 15.3.-21.3.2002 >>
Platform 5: Ausstellung Documenta11, Kassel, 8. Juni bis 15. September 2012 >>
Foto-Rundgang >>



Exkursion 18.-20.6.2022



Fotos by Ben Davis
In Pictures: See Photos of the Dizzying Array of Artworks on View at the Highly Controversial Documenta 15 in Kassel, 20.6.2022, in: Artnet News >>

Weitere Fotos >>

































2. Sitzungsblock 1./2.7.2022


Nachbesprechung documenta fifteen

Chronologischer Verlauf der bisherigen Debatte: Unser Pressespiegel >>

Unsere Fragen:




STATEMENT zur Unterstützung der documenta fifteen auf change.org >>
"Der Fehler, "People's Justice" zu zeigen, darf unseres Erachtens nicht dazu führen, die gesamte documenta fifteen mit ihren hunderten von Künstler*innen und Aktivist*innen und deren eindrucksvollen, wichtigen und bereichernden Beiträgen, pauschal zu verdammen."







Isabella Lee: Killing Joy und Complaint as a Queer Method >>





Vorherige documenten:

Thema socially engaged art >>

Joseph Beuys: Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung und Boxkampf für direkte Demokratie durch Volksabstimmung, 1972 >>

Joseph Beuys: 7000 Eichen, 1982 >>

Theaster Gates: Hugenottenhaus 2012 >>



Bilder der Ausstellung "documenta. Politik und Kunst", DHM Berlin, 18.6.2021 bis 9.1.2022 >>































































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